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Dieter Zetsche hat "Appetit auf mehr"

Von Gerhard Bläske, Stuttgart Börsen-Zeitung, 7.2.2014 Dieter Zetsche wirkte entspannt wie selten, als er am gestrigen Donnerstag in Stuttgart die Jahreszahlen für 2013 und den Ausblick für dieses Jahr präsentierte. Er hatte auch allen Grund dazu....

Dieter Zetsche hat "Appetit auf mehr"

Von Gerhard Bläske, StuttgartDieter Zetsche wirkte entspannt wie selten, als er am gestrigen Donnerstag in Stuttgart die Jahreszahlen für 2013 und den Ausblick für dieses Jahr präsentierte. Er hatte auch allen Grund dazu. Die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen und die Aussichten sind rosig. Es laufe gut, “und mit allem, was wir uns vorgenommen haben, demnächst noch besser”, sagte er selbstbewusst. “Die Punkte fügen sich zu einem stimmigen Gesamtbild. Unser Plan geht auf”, sagte er lächelnd. Phönix aus der AscheInnerhalb nur eines Jahres ist er fast wie Phönix aus der Asche auferstanden. Nur mit Mühe gelang es ihm damals, eine Verlängerung seines Vertrages zu erhalten – und zwar nur um drei statt um fünf Jahre. Auch die Zahlen stimmten nicht. Daimler lieferte nicht das, was die Märkte, aber auch das Unternehmen erwartet hatte. Das, was damals gesagt worden sei, habe ihn “nicht aus der Bahn geworfen”, sagt der 60-Jährige. Deshalb werde er jetzt auch angesichts positiver Kommentare “nicht übermütig”.Beobachter sehen angesichts seiner strahlenden Stellung sogar gute Chancen, dass sein Ende 2016 auslaufender Vertrag verlängert wird. Doch will er das überhaupt? “Ich bin im ersten Monat in meinem neuen Vertrag, das ist für mich kein Zeitpunkt, über weitere Verträge nachzudenken.” Zwar könnte er 2016, auf dem Höhepunkt, abtreten. Aber es gibt Indizien, dass er das gar nicht will. Mehr ZuwendungNach Querelen mit dem Betriebsrat, die eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre verhinderten, bemüht er sich jetzt um ein besseres Verhältnis zu den Beschäftigten. Zwar erhalten sie für 2013 nur noch eine Beteiligung am Ergebnis von 2 541 (i.V. 3 200) Euro. Doch der Rückgang wird durch einen Sonderbonus von 500 Euro fast ausgeglichen. Zetsche taucht plötzlich gelegentlich in Fabriken auf und startete eine Intranet-Kampagne, in der er per Videobotschaft Fragen beantwortet.Auch der abrupte Abgang von Pkw-Produktionschef Andreas Renschler und die Spekulationen, dieser könne zu VW oder Fiat wechseln, bringen ihn nicht aus der Ruhe. Renschler habe das Unternehmen “aus persönlichen Gründen verlassen” und “Wichtiges für Daimler” geleistet: “Wir danken ihm und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.” Die Vakanz habe man “in 24 Stunden besetzt”. Er sei “völlig überzeugt, dass wir ein sehr, sehr starkes Team haben”. Im Übrigen gebe es “nichts zu diskutieren”: Vertragliche Bestimmungen verhinderten, dass Renschler rasch woandershin wechselt. Fest im SattelZetsche sitzt sichtbar fest im Sattel und lässt das spüren. Er sieht auch keinen Grund, seine Doppelfunktion als Konzernchef und Chef der Pkw-Sparte aufzugeben. Solange man gut zusammenarbeite, werde man “weiter sehr gute Resultate” erzielen. Renschler, der im April 2013 seinen Posten als Nutzfahrzeugchef an Wolfgang Bernhard abgeben musste, spekulierte nach eigenen Angaben auf den Posten des Mercedes-Chefs. Doch als klar geworden sei, dass darüber erst 2016 entschieden werde und Zetsches Vertrag womöglich verlängert werde, habe er die Konsequenzen gezogen. Angesichts seines Alters habe er keine Chance mehr für die Nachfolge Zetsches gesehen, zitiert das Magazin “Auto, Motor, Sport” den 55-jährigen Manager. Zetsche ficht das alles nicht an: Er hat “Appetit auf mehr”.