Versicherer

Direct Line feuert CEO Penny James

Die Streichung der Dividende für 2022 war für die Aktionäre offenbar unverdaulich. Penny James, die Chefin des britischen Versicherers Direct Line, musste ihr Amt mit unmittelbarer Wirkung niederlegen.

Direct Line feuert CEO Penny James

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Der britische Versicherer Direct Line hat sich mit sofortiger Wirkung von CEO Penny James ge­trennt. Anleger waren offenkundig unzufrieden, nachdem ihnen in diesem Monat im Zuge einer überraschenden Gewinnwarnung die Dividende für 2022 gestrichen wurde. Noch vor wenigen Tagen hatte James behauptet, sie werde dem Sturm trotzen, der sich zusammenbraute. Doch dann ging alles ganz schnell. James war 2017 als Finanzchefin zu Direct Line gekommen. Seit Mai 2019 stand sie an der Unternehmensspitze.

Greenwood übernimmt

Wie der Versicherer per Pflichtveröffentlichung mitteilte, wird Jon Greenwood, der bislang als Chief Commercial Officer fungierte, vorübergehend die Geschäfte führen. Er ist seit 30 Jahren in der Versicherungsbranche tätig. Bevor er zu Direct Line kam, war er für HBOS, MBNA und Pinnacle tätig. Chairwoman Danuta Gray dankte ihm ausdrücklich dafür, dass er dazu bereit war, in dieser Situation das Steuer zu übernehmen. „Offensichtliche interne Kandidaten für die Nachfolge gibt es nicht“, schrieb der Analyst Abid Hussain von Panmure Gordon. Er gehe davon aus, dass die Suche nach einem neuen CEO Zeit in Anspruch nehmen wird, was vermutlich bedeute, dass sich schwierige Entscheidungen verzögern werden.

Was war passiert? Autoversicherern wie Direct Line machte nach der Pandemie die rasante Inflation zu schaffen. Die Gebrauchtwagenpreise gingen durch die Decke, als wegen des weltweiten Halbleitermangels nicht mehr so viel Fahrzeuge produziert werden konnten wie nachgefragt wurden. Entsprechend stark stiegen auch die Kosten für Reparaturen, Mietwagen und so weiter. Direct Line schüttete jedoch in Form von Aktienrückkäufen munter weiter Kapital an die Anteilseigner aus. Der frostige Dezember brachte einen Anstieg der Schadensmeldungen mit sich, von dem das Management offenbar überrascht wurde. Der britische Markt ist fragmentiert. Entsprechend wenig Preismacht haben die einzelnen Anbieter.

Direct Line teilte nebenbei den Abschluss einer Rückversicherungsvereinbarung mit, die der Solvenzquote einen Schub von 6 Prozentpunkten verschafft. Sie hatte sich zuletzt am unteren Ende der Zielspanne von 140 % bis 180 % bewegt.

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