Britische Großbanken

Druck auf Natwest-Chairman Davies wächst

Howard Davies will sein Amt als Chairman der britischen Großbank wegen des Skandals um die Schließung des Kontos von Nigel Farage nicht vorzeitig niederlegen. Doch der politische Druck auf ihn nimmt zu.

Druck auf Natwest-Chairman Davies wächst

Druck auf Natwest-Chairman nimmt zu

hip London

Howard Davies (72) hat nicht vor, sein Amt als Chairman der britischen Großbank Natwest wegen des Skandals um die Schließung des Kontos von Nigel Farage bei der Privatbanksparte Coutts vorzeitig aufzugeben. “Ich diene auf Geheiß der Aktionäre, aber meine Absicht ist, den Board weiterhin zu führen und sicherzustellen, dass die Bank stabil bleibt und in der Lage ist, ihre 19 Millionen Kunden zu unterstützen”, sagte der ehemalige Gouverneur der Bank of England. Doch der politische Druck auf ihn wächst, nachdem sich herausstellte, dass dem ehemaligen Führer der UK Independence Party das Konto von der Bank aus politischen Gründen gekündigt worden war. Auf die Frage, ob er über sein Amt nachgedacht habe, sagte Davies: “Es wäre überraschend, wenn ich nicht über meine Position nachgedacht hätte. Die Antwort ist ja.” Er will das Amt, dass er bereits seit 2015 innehat, vor Juli 2024 abgeben.

Mittlerweile schaltete sich auch Schatzkanzler Jeremy Hunt in den Streit um das “Debanking” politisch missliebiger Personen ein. In einer freien Gesellschaft müsse man sicher sein können, dass niemand wegen seiner politischen Ansichten von Bankdienstleistungen ausgeschlossen werde, sagte Hunt.

“Im gegenseitigen Einvernehmen”

Am Mittwochmorgen hatte die Bank mitgeteilt, dass CEO Alison Rose ihr Amt “im gegenseitigen Einvernehmen” niedergelegt habe. Sie hatte offenbar an einen BBC-Journalisten durchgestochen, dass Farages Konto aus geschäftlichen Gründen geschlossen wurde, sprich: dass er die Mindestanforderungen nicht erfülle. Am Abend vor dem Rücktritt hatte der von Davies geführte Board ihr noch seine uneingeschränkte Unterstützung zugesichert. Er hätte es besser wissen müssen, war er doch der erste Chairman der Finanzaufsicht FSA (später FCA). Danach ging alles ganz schnell. Am Donnerstag nahm Peter Flavel, der Chef von Coutts, seinen Hut, ebenfalls “im gegenseitigen Einvernehmen” und mit unmittelbarer Wirkung. “Im Umgang mit Herrn Farages Fall sind wir hinter den hohen Standards der Bank für den persönlichen Service zurückgeblieben”, sagte Flavel. “Als Chief Executive von Coutts ist es richtig, dass ich dafür letztlich die Verantwortung trage.” Sein Rücktritt sei nur eine Frage der Zeit gewesen, behauptete Farage, der gerne den ganzen Board gehen sehen würde. “Ich bedauere ganz klar, wie sich die Dinge entwickelt haben”, sagte Davies am Freitag. Er machte “die politische Reaktion” für den Rücktritt von Rose verantwortlich. Die öffentliche Hand ist immer noch mit knapp zwei Fünfteln an der Bank beteiligt – eine Konsequenz aus der Rettung des Instituts während der Finanzkrise. “Als Ergebnis haben wir eine große Führerin verloren”, sagte Davies. “Aber jetzt muss ich nach vorne blicken.” Die Kanzlei Travers Smith wird im Auftrag der Bank den Umgang mit Farage untersuchen.

Farage ist beileibe kein Einzelfall. Auch andere Banken verweigern unliebsamen Kunden ihre Dienste. Aber der auch als “Mr. Brexit” bekannte EU-Austrittsbefürworter versteht es, sich über die konservativen Printmedien des Landes Gehör zu verschaffen. Seine politische Gegnerin, die Anti-Brexit-Aktivistin Gina Miller, wies darauf hin, dass die Neobank Monzo gerade das Konto ihrer Partei True & Fair gekündigt hat. Für kleine politische Parteien sei es in Großbritannien nahezu unmöglich, Zugang zu Bankdienstleistungen zu bekommen, sagte Miller. Die Finanzaufsicht FCA und die Regierung müssten das Thema dringend unter die Lupe nehmen und entsprechend handeln.

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