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Ehemaliger Toyota-Präsident Tatsuro Toyoda gestorben

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 9.1.2018 Der frühere Präsident des Autoriesen Toyota, Tatsuro Toyoda, der einzige Onkel des heutigen Konzernchefs Akio Toyoda, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Wie das Unternehmen erst jetzt mitteilte,...

Ehemaliger Toyota-Präsident Tatsuro Toyoda gestorben

Von Martin Fritz, TokioDer frühere Präsident des Autoriesen Toyota, Tatsuro Toyoda, der einzige Onkel des heutigen Konzernchefs Akio Toyoda, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Wie das Unternehmen erst jetzt mitteilte, starb er am 30. Dezember an einer Lungenentzündung. Er war einer von zwei Söhnen des Toyota-Gründers Kiichiro Toyoda. Der Unternehmensname endet auf “ta”, weil diese Silbe mit der glücksbringenden Zahl von acht Strichen geschrieben wird; “da” benötigt zehn Striche.Der erstgeborene Sohn von Kiichiro, der heute 92-jährige Shoichiro Toyoda, war von 1982 bis 1992 Präsident, danach Chairman und seit 1999 Ehren-Chairman von Toyota. Sein nun verstorbener vier Jahre jüngerer Bruder führte Toyota von 1992 bis 1995, war danach bis 1999 Vize-Chairman und blieb bis zu seinem Tod Berater im Unternehmen. Vier Jahre lang wurde Toyota also von den beiden Gründersöhnen gemeinsam geführt.Tatsuro wird das Verdienst zugerechnet, die japanische Produktionsweise an die Bedingungen im Ausland angepasst zu haben. Dies ermöglichte den Aufstieg von Toyota zu einem der größten Autohersteller der USA und die weltweite Expansion. Der Gründersohn studierte Maschinenbau an der Universität Tokio und erwarb an der New York University einen MBA. Dort gehörte er zu den Studenten von W. Edwards Deming, damals ein Guru der Qualitätskontrolle. Als Manager bei Toyota legte Tatsuro – auch wegen seiner Beherrschung der englischen Sprache – den Schwerpunkt auf das Auslandsmarketing.Im Jahr 1984 wurde er Präsident von New United Motor Manufacturing (NUMMI), einem Joint Venture von Toyota und General Motors, in Fremont (Kalifornien). Dort gelang es ihm, die japanische Unternehmenskultur mit ihrem Fokus auf Beteiligung der Mitarbeiter an der Produktion in einer Fabrik mit gewerkschaftlich organisierten US-Arbeitnehmern einzuführen. Erfolg in den USADas Pilotprojekt lieferte ein typisches Beispiel für die vorsichtige Herangehensweise von Toyota an Neuerungen. Heute betreibt Toyota in den USA zehn eigene Werke. Nach dem Ausstieg von General Motors wurde die NUMMI-Fabrik 2010 an Tesla verkauft.Nach seinem Erfolg in den USA löste Tatsuro seinen Bruder 1992 an der Toyota-Spitze ab. Seine Amtszeit stand im Zeichen fallender Absätze und Gewinne auf dem japanischen Heimatmarkt. Im Februar 1995 brach Toyoda während einer Konferenz der japanischen Autohändler zusammen, vermutlich wegen eines Schlaganfalls, und blieb ein halbes Jahr im Krankenhaus. Danach übernahm mit Hiroshi Okuda erstmals seit 1967 ein Manager von außerhalb der Gründerfamilie die Führung des Unternehmens.