DWS-Chef Stefan Hoops

Ein ganz normaler Einkommensmillionär

Mit einem Zielwert von 6,8 Mill. Euro für die Jahresvergütung verdient DWS-Chef Stefan Hoops viel Geld. Vor der Hauptversammlung am Donnerstag wächst daher die Kritik. Im Vergleich zur US-Konkurrenz ist das Gehalt aber moderat.

Ein ganz normaler Einkommensmillionär

Ein ganz normaler Einkommensmillionär

Von Jan Schrader, Frankfurt

Ist das normal? 3,8 Mill. Euro Gesamtvergütung plus Altersvorsorgebeiträge erhielt DWS-Chef Stefan Hoops für das vergangene Jahr, obwohl er erst am 10. Juni offiziell antrat. 6,8 Mill. Euro weist der Geschäftsbericht als Jahreszielwert für die CEO-Vergütung aus. Vor der Hauptversammlung am Donnerstag mehren sich die Stimmen, die das nicht normal finden: Der Stimmrechtsberater Glass Lewis empfiehlt eine Ablehnung des Vergütungsberichts, die Umweltorganisation Greenpeace stieg am Mittwoch der DWS-Haupteignerin, der Deutschen Bank, bei einer Protestaktion aufs Dach. „Die Höhe der Vorstandsvergütung widerspricht dem Nachhaltigkeitsprinzip der Verhältnismäßigkeit“, schreibt die Organisation.

Normalität ist eine Frage der Perspektive. Millionengehälter sind auch bei anderen Fondsgesellschaften durchaus üblich. In Europa bewegt sich die DWS eher am oberen Ende der Spanne. So gewährte die britische Schroders ihrem Group Chief Executive Peter Harrison eine Vergütung von 4,7 Mill. Pfund. Die von hohen Abflüssen gebeutelte Abrdn – vormals als Aberdeen Standard bekannt – zahlte ihrem Vorstand Stephen Bird 1,7 Mill. Pfund aus, obwohl bis zu 6,3 Mill. Pfund theoretisch möglich gewesen wären. Der französische Fondsriese Amundi skizzierte in einem Bericht zur Vergütungspolitik für Konzernchefin Valérie Baudson ein Zielgehalt von 2,0 Mill. Euro.

Für große US-Adressen aber sind zweistellige Millionenvergütungen normal. Alliance Bernstein, die nach verwaltetem Vermögen und Mitarbeiterzahl ungefähr mit der DWS vergleichbar ist, gewährte ihrem Chef Seth Bernstein eine Vergütung von 11,0 Mill. Dollar. Die größere Franklin Resources, die hinter Franklin Templeton steht und zuletzt ihre Rivalin Legg Mason schluckte, räumte ihrer Chefin Jennifer Johnson 15,7 Mill. Dollar für das zurückliegende Jahr ein. Und Larry Fink, Chef der weltgrößten Fondsadresse Blackrock, erhält 25,2 Mill. Dollar, das sind 30% weniger als im Vorjahr.

Kaum Millionengehälter im SDax

Ein für die Branche übliches Niveau will auch die DWS für ihr Geschäft erkannt haben. Weil der deutsche Fondsriese aber nur im SDax notiert ist, zieht Stimmrechtsberater Glass Lewis das dort übliche Niveau heran. Hier liegt das Grundgehalt der Vorstandsvorsitzenden im Durchschnitt unter der Millionenschwelle, bei der DWS aber deutlich darüber. Greenpeace wiederum will Treibhausgasemissionen, die sich dem investierten Vermögen zuordnen lassen, als Vergütungsbestandteil einfließen lassen.

Darüber hinaus ist die Abfindung von 8,15 Mill. Euro an Asoka Wöhrmann, die er zusätzlich zur Gesamtvergütung von 5,57 Mill. Euro und zu Altersvorsorgebeiträgen erhielt, ein Streitpunkt. Wöhrmann trat kurz nach einer Razzia vor einem Jahr von seinen Aufgaben als CEO zurück, sein Vertrag lief aber formal bis Ende Januar dieses Jahres. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die etwaige Falschaussagen der DWS prüft, dauern an.

Im Deutschlandvergleich zahlt die DWS ebenfalls viel Geld: Die DekaBank weist für ihre sechs Vorstandsmitglieder für das Jahr 2022 rund 6,1 Mill. Euro aus, Union Investment kommt mit ebenfalls sechs Köpfen per Jahresende und einigen Wechseln auf 7,2 Mill. Euro. Zum Vergleich: Die per Jahresende achtköpfige Riege der DWS, darunter nunmehr ausgeschiedene Manager, erhielt 16,8 Mill. Euro – ohne Abfindung für Wöhrmann. Unterschiedliche Ansprüche erschweren allerdings den Vergleich.

Noch besser ergeht es zuweilen den Eignern: Die bankunabhängige Flossbach von Storch erzielte laut jüngsten Angaben im Jahr 2021 einen außergewöhnlich hohen Jahresüberschuss von 452 Mill. Euro. Weniger das Vorstandssalär, sondern Gewinnausschüttung und Unternehmensperspektive dürften für die Gründer, Haupteigner und Lenker Bert Flossbach und Kurt von Storch relevant sein.