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Ein Modeexperte verschwindet

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 11.1.2014 Der Kinghero-Gründer und Großaktionär Zhang Yu (55) hat sich in Frankfurt als Selfmademan empfohlen. Dabei hatte der Staat den ehemaligen Piloten der Volksbefreiungsarmee nach seinem...

Ein Modeexperte verschwindet

Von Andreas Hippin, LondonDer Kinghero-Gründer und Großaktionär Zhang Yu (55) hat sich in Frankfurt als Selfmademan empfohlen. Dabei hatte der Staat den ehemaligen Piloten der Volksbefreiungsarmee nach seinem Militärdienst zum Geschäftsführer eines Textilunternehmens gemacht. Vor vier Jahren brachte Zhang, nach eigenem Bekunden einer der führenden Modeexperten der Volksrepublik, den Textilhersteller Kinghero, der aus einer 1985 von ihm gegründeten Firma hervorging, in Frankfurt an die Börse. Die Gesellschaft versprach den Trägern ihrer Hemden ein “aristokratisches Aussehen”. Jetzt ist der Freund europäischen Chics verschwunden.Man habe “belastbare” Informationen und Dokumente erhalten, die belegten, dass Zhang Vermögen der Gruppe als Sicherheiten für persönliche Geschäfte verwendet habe, teilte die deutsche Holding ad hoc mit. “So hat Herr Zhang Yu im Namen der Tochtergesellschaft Xiamen Michelle pflichtwidrig 25 % der Anteile an deren Tochtergesellschaft Kinghero Fashion Anfang 2013 an eine Privatperson übertragen.”Vorstand und Aufsichtsrat der Holding haben Zweifel an der Liquidität der chinesischen Töchter angemeldet. “Der Nachweis der Barmittel der chinesischen Tochtergesellschaften konnte bis heute nicht erbracht werden, da Herr Zhang Yu derzeit seinen geschäftlichen Verpflichtungen als Manager der chinesischen Tochtergesellschaften nicht mehr nachkommt und nicht mehr erreichbar ist.” Gute Equity StoryDas Initial Public Offering (IPO), bei dem 2010 weniger als die Hälfte der angebotenen Aktien platziert werden konnte, spielte rund 13 Mill. Euro für die Firma ein. Dabei war die “Equity Story” gut. Das Unternehmen zielt mit seinen Produkten auf den chinesischen Yuppie (Young Urban Professional) – eine schnell wachsende Kundengruppe. Bis heute glauben viele Anleger, dass der Inlandskonsum der Volksrepublik schon bald stark wachsen wird. Zhang gab beim IPO einen Teil seiner eigenen Aktien ab und strich dafür 1,9 Mill. Euro ein. Einen 7er BMW fuhr er vorher schon.Mit dem Abgang des für Investor Relations zuständigen Vorstandsmitglieds Xiaoping Zhao-Moll im August 2012 verlor Kinghero ihr Aushängeschild im deutschsprachigen Raum. War die attraktive Chinesin noch dazu in der Lage, die merkwürdigen Geschäftspraktiken im Reich der Mitte zu vermitteln, gestaltete sich die Kommunikation zwischen China und Deutschland danach zunehmend schwierig. Im April vergangenen Jahres stellten die Analysten der Frankfurter BankM die Coverage ein, weil das Unternehmen keine Geschäftszahlen mehr vorlegte. Das Institut war vor vier Jahren neben Silvia Quandt Joint Lead Manager des Börsengangs der Gesellschaft aus der Küstenprovinz Fujian. Im November wurde Zhang vom Vorstandschef der Holding zum Manager des operativen Geschäfts in China degradiert.Noch in diesem Quartal soll eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden. Man prüfe rechtliche Schritte gegen Zhang. Die Liquidität ist “auf Sicht” sichergestellt, wie Vorstandsmitglied Harald Zender sagte. Vereinbarungen mit den Gläubigern sollen die finanzielle Lage bis auf weiteres absichern, damit die Gesellschaft weiterhin handlungsfähig bleibt. Die Kinghero-Aktie (Emissionspreis: 15 Euro) stürzte am Freitag um knapp ein Fünftel auf 0,77 Euro ab.