PERSONEN

Ein stilles Wasser traut sich an die Börse

Von Norbert Hellmann, Schanghai Börsen-Zeitung, 27.8.2020 Zhong Shanshan, den Gründer und Haupteigner des chinesischen Getränkekonzerns Nongfu Spring, darf man getrost als stilles Wasser bezeichnen. Nicht nur weil er den mit Abstand größten...

Ein stilles Wasser traut sich an die Börse

Von Norbert Hellmann, SchanghaiZhong Shanshan, den Gründer und Haupteigner des chinesischen Getränkekonzerns Nongfu Spring, darf man getrost als stilles Wasser bezeichnen. Nicht nur weil er den mit Abstand größten Mineralwasseranbieter im Reich der Mitte anführt, sondern auch weil er als schweigsam und zurückgezogen gilt und sich in der Öffentlichkeit kaum blicken lässt.Mit seiner unauffälligen Art unterscheidet sich Zhong, der gegenwärtig auf Platz 29 in der von “Forbes” verantworteten chinesischen Reichenliste geführt wird, schon einmal deutlich vom Gros der chinesischen Milliardäre und Star-Entrepreneure, die mit flamboyanten Auftritten und großspurigem Lebensstil für reichlich Klatsch und Tratsch auf Chinas sozialen Medienkanälen sorgen. Auch ist Zhang bislang nicht in einschlägigen Entrepreneur-Clubs vertreten und dient im Gegensatz zu den meisten chinesischen Business-Titanen auch nicht der Kommunistischen Partei als Vertreter im Nationalen Volkskongress oder als Mitglied von politischen Konsultationsforen.Nun wird der in China gerne auch als einsamer Wolf bezeichnete Unternehmer in gewisser Weise ins Rampenlicht rücken, denn er hat sich im Alter von 65 Jahren dazu durchgerungen, die von ihm zu 87 % kontrollierte Nongfu Spring an die Hongkonger Börse zu bringen. Wie aus den Prospektangaben für das Initial Public Offering (IPO) hervorgeht, wird Nongfu zu der angepeilten Emissionsspanne eine Kapitalaufnahme von bis zu 1,1 Mrd. stemmen, was reichlich Holz für einen familiengeführten Getränkekonzern bedeutet. Immerhin wird der Nongfu-Börsengang bei dem jetzt absehbaren Umfang das weltweit zweitgrößte IPO im Nahrungsmittelsektor in diesem Jahr abgeben. KursraketeAngesichts der gegenwärtig rauschenden Börsenatmosphäre in chinesischen Gefilden und einer Welle von erfolgreichen IPOs kann man davon ausgehen, dass die recht konservativ bewertete Nongfu einen erfolgreichen Börsenstart hinlegen und auf eine kräftige Steigerung des Marktwerts kommen wird. Damit wird der gegenwärtig auf ein Vermögen von 11,6 Mrd. Dollar taxierte Zhong sowohl in der chinesischen wie auch der globalen Reichenliste gehörig Plätze gutmachen können, sagen Experten. Diese wundern sich, warum der scheue Milliardär angesichts starker Expansionschancen im Getränkegeschäft nicht schon früher bereit war, sich einer Kapitalmarktbewertung zu stellen und vor allem frisches Kapital einzusammeln.Zhong aber scheint mit Geduld eine glänzende Marktphase abgewartet zu haben. Das gilt auch für sein zweites Unternehmenskind, die Pharma-Adresse Wantai Biological Pharmacy Enterprise. Diese feiert derzeit mit der Herstellung von Coronatest-Kits rauschende Erfolge und wurde im April in einem nur 50 Mill. Dollar schweren IPO an die Börse Schanghai gebracht. Dort hat sich Wantai als Kursrakete erwiesen und wird nun beim 24-Fachen des Emissionspreises notiert. Mit diesem in der Reichenliste noch nicht verbuchten Coup sind allein die Anteile Zhongs an Wantai mittlerweile fast 10 Mrd. Dollar wert. Sollte nun auch Nongfu Spring ein Kursfeuerwerk entfachen, wird Chinas Mineralwasserkönig sicherlich in den Medien gefeiert, selbst wenn ihm gar nicht danach ist.