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Eine Herausforderung für Postchef Matteo Del Fante

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 28.3.2017 Für Matteo Del Fante (Jahrgang 1967) ist die Ernennung zum Chef des italienischen Postkonzerns Poste Italiane die größte Herausforderung seiner Karriere. Denn Del Fante, der seit drei...

Eine Herausforderung für Postchef Matteo Del Fante

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandFür Matteo Del Fante (Jahrgang 1967) ist die Ernennung zum Chef des italienischen Postkonzerns Poste Italiane die größte Herausforderung seiner Karriere. Denn Del Fante, der seit drei Jahren dem halbstaatlichen Netzbetreiber Terna vorstand, muss beweisen, dass er zumindest die gleich guten, wenn nicht bessere Ergebnisse als sein Vorgänger Francesco Caio erzielen kann.Das wird nicht einfach sein. Denn Caio hatte 2015 nicht nur 35 % der Postanteile erfolgreich an die Börse gebracht, sondern auch für 2016 einen Ertragszuwachs von 13 % auf 622 Mill. Euro erzielt und eine Dividendenerhöhung um 15 % auf 39 Cent vorgeschlagen. Ein Ergebnis, das weit die Analystenerwartungen übertraf und dem Schatzamt eine Dividendenausschüttung von 150 Mill. Euro zusicherte.Doch der ehemalige Geschäftsführer des britischen Vodafone-Konzerns Caio hatte nicht auf die Empfehlungen seines einstigen Regierungschefs Matteo Renzi gehört. Kurz nachdem Renzi Anfang Dezember wegen der bei der Volksabstimmung erlittenen Schlappe zurückgetreten war, hatte Caio sein Angebot für den Vermögensverwalter von Unicredit, Pioneer Investments, zurückgezogen und damit Pioneer in die Hände der Franzosen, der Crédit-Agricole-Tochter Amundi, geliefert. Renzi, nicht mehr Regierungschef, kritisierte: Es sei nicht richtig, dass italienisches Sparvermögen unter französische Kontrolle gerate. Doch Caio rechtfertigte sich damit, dass es ein Irrsinn gewesen wäre, das 3,5 Mrd. Euro schwere Angebot von Amundi zu überbieten. DiplomatischKurzum, Caio wurde in seinem Amt nicht bestätigt und mit dem florentinischen Landsmann Renzis, Matteo Del Fante, ersetzt. Der als äußerst diplomatische bekannte Manager bietet die besten Voraussetzungen dafür, den äußerst komplexen, in vier Sparten gegliederten Postkonzern zu managen. Als ehemaliger Chef der Cassa Depositi e Prestiti kennt er den Postkonzern mit seinen Stärken und Schwächen in- und auswendig. Denn CDP kontrolliert 35 % der Poste Italiane.Del Fante hat bereits wissen lassen, ein neues Führungsteam bilden zu wollen. Was die für 2017 angekündigte zweite Privatisierungstranche der Poste Italiane betrifft, so könnte diese aufgeschoben oder besser gesagt abgeblasen werden.Angeblich plant das Schatzministerium, die restlichen 30 % in die halbstaatliche Cassa Depositi e Prestiti (CDP) zu integrieren und bis zu 15 % der CDP auf den Markt zu bringen. Del Fante war zehn Jahre lang bei der CDP tätig. 2014 wechselte er als Chef zum Stromnetzbetreiber Terna.Der Manager, der an der Mailänder Elite-Universität Bocconi Wirtschaftspolitik studierte, hat einen Großteil seiner Karriere im Finanzbereich absolviert. Nach seinem Studium trat er in die volkswirtschaftliche Abteilung von J.P. Morgan ein, wurde zum Filialleiter in Mailand, später in London und schließlich zum Managing Director für die europäischen Länder in London ernannt. 2004 wechselte er als Finanzchef zu CDP. Dividende im BlickInfolge seiner Karriere als Finanzexperte dürfte er bei Poste Italiane nicht nur die Bilanz mittels zahlreicher Wertberichtigungen “säubern”, sondern möglicherweise auch die Dividendenpolitik ändern. Bislang wurden 80 % des Gewinns ausgeschüttet.Auch der Finanzdienstleistungssektor soll ausgebaut werden. Beim drittgrößten Lebensversicherer des Landes, Poste Vita mit 20 Mrd. Euro Beitragszahlungen, muss nicht nur das Angebot erneuert, sondern auch der Chefsessel neu besetzt werden. Denn die bisherige Chefin Maria Bianca Farina wurde zur Präsidentin der Poste Italiane ernannt. Auch soll der Vermögensverwaltungsbereich ausgebaut und die Beteiligung beim Vermögensverwalter Anima von derzeit 10 auf 25 % erhöht werden.