Japan

Einzelgänger Kono strebt an die Spitze

Japans Reform- und Impfminister Taro Kono will am 29. September Präsident der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und damit neuer Regierungschef werden. „Wir müssen Japan vorwärts bringen“, erklärte der 58-Jährige. Den Sieger der LDP-Chefwahl wird...

Einzelgänger Kono strebt an die Spitze

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Japans Reform- und Impfminister Taro Kono will am 29. September Präsident der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und damit neuer Regierungschef werden. „Wir müssen Japan vorwärts bringen“, erklärte der 58-Jährige. Den Sieger der LDP-Chefwahl wird das Parlament am 4. Oktober zum Nachfolger von Premier Yo­shihide Suga (72) küren, da die Posten traditionell verbunden sind. Suga tritt nicht zur Wiederwahl an.

Zwar warf Kono seinen Hut erst als dritter Kandidat in den Ring, nach Ex-Außenminister Fumio Kishida (64) und Ex-Innenministerin Sanae Takaichi (60). Aber laut einer „Nikkei“-Umfrage halten 27% der Japaner Kono für die „richtige Person“ als LDP-Präsident und Premier. Ex-Verteidigungsminister Shigeru Ishiba (64) liegt mit 17% dahinter, aber er will angeblich eher Kono helfen, als selbst zu kandidieren.

Der Ex-Außen- und Verteidigungsminister Kono passt in kein Klischee. Einerseits gehört er dem Parlamentsadel an. Sein Vater Yohei Kono (84) war LDP-Vorsitzender und Unterhauspräsident. Als Kabinettssprecher verantwortete er 1993 Japans einzige offizielle Entschuldigung für den Zweiten Weltkrieg. Großvater Ichiro Kono brachte es bis zum Vizepremier. Andererseits hielt sich Kono nie an die Regeln von Politdynastien. Sein Studium an der Top-Universität Keio brach er ab. Lieber studierte er an der Georgetown-Universität in Washington und machte Wahlkampf für einen US-Demokraten.

Seit 1996 sitzt Kono im Parlament. Frühzeitig setzte er auf soziale Me­dien, zunächst mit einem regelmäßigen Newsletter, dann mit einem aktiven Twitter-Konto mit heute rund 2,4 Millionen Followern – mehr als bei je­dem anderen Politiker in Japan. Dort be­lehrt er etwa ausländische Journalisten, dass er Kono Taro heiße, gemäß der offiziell geänderten Reihenfolge von Nach- und Vorname. In seiner Partei vertritt Kono eher li­­berale An­sichten, etwa bei der kritischen Haltung zur Atomkraft und gegen den Einheitsnamen von Eheleuten.

Kono gilt als Macher. Für Premier Suga baute er die Anfang September gestartete Agentur für die Digitalisierung der Verwaltung auf und organisierte die Impfkampagne. Doch in seiner Partei hat Kono wegen seiner Neigung zu Alleingängen auch einige Gegner. Er gehört der Faktion von Finanzminister Taro Aso (80) an, der seine Kandidatur jedoch nicht aktiv unterstützt. Daher könnte Kono trotz seiner Popularität durchaus gegen Kishida oder Takaichi unterliegen.