Erster Prozess gegen Signa-Gründer Benko
Erster Prozess gegen Signa-Gründer Benko
Der Tiroler Immobilieninvestor und Signa-Gründer Rene Benko steht ab Dienstag wegen des Verdachts der betrügerischen Krida vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen vor, im Zuge seiner Insolvenz als Einzelunternehmer Vermögen beiseite geschafft und dadurch die Ansprüche von Gläubigern geschmälert zu haben. Der Schaden beläuft sich der Anklage zufolge auf 660.000 Euro. Benko weist die Vorwürfe zurück. Ihm droht bei einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen einem und zehn Jahren.
Der Prozess am Landesgericht Innsbruck ist der Auftakt der juristischen Aufarbeitung rund um die Signa-Insolvenz. Die Pleite des Immobilien- und Handelskonzerns gilt als die größte in der österreichischen Nachkriegsgeschichte und eine der größten in Europa. Der Prozess beleuchtet nur einen kleinen Teil der Vorwürfe. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien ermittelt in mehr als einem Dutzend Strängen gegen Benko und weitere Personen. Die Vorwürfe reichen von Gläubigerbegünstigung und Fördermissbrauch bis hin zu Betrug und Untreue. Mit weiteren Anklagen wird gerechnet. Auch in Deutschland und Italien laufen Ermittlungen.
Seit Januar in U-Haft
Benko war im Januar festgenommen worden und sitzt seither in Wien in Untersuchungshaft. Für die Verhandlung in Innsbruck wurde er in seine Heimatstadt überstellt. Für den für zwei Tage angesetzten Prozess wird ein großer Medienandrang aus dem In- und Ausland erwartet. In dem Schöffenprozess geht es konkret um Miet- und Betriebskostenvorauszahlungen von rund 360.000 Euro sowie eine Schenkung an Angehörige über 300.000 Euro. Für den ersten Prozesstag sind die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung und die Befragung Benkos vorgesehen. Zeugen sollen am Mittwoch aussagen. Sofern keine weiteren Beweisanträge gestellt werden, könnte es dem Gericht zufolge am Mittwoch ein Urteil geben.
Vom Milliardär zur Rekordpleite
Benko stieg vom Schulabbrecher zum Milliardär auf. Er gründete im Jahr 2000 die Firma Immofina, die 2006 in Signa umbenannt wurde und baute mit Hilfe prominenter Investoren eines der größten Immobilienimperien in Europa auf. Zu den prestigeträchtigen Objekten zählten der Hamburger Elbtower, die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe oder das Chrysler Building in New York. Benko galt lange als Vorzeigeunternehmer und pflegte enge Kontakte zur Politik und Wirtschaft. Sein Vermögen umfasste unter anderem einen Privatjet, eine 62 Meter lange Yacht und ein 1.300 Hektar großes Jagdrevier.
Intransparentes Geschäftsmodell
Die Signa-Gruppe bestand aus über 1.000 Gesellschaften, was die Struktur komplex und unübersichtlich machte. Medienberichten zufolge wurden Jahresabschlüsse systematisch verzögert, was den Überblick über die finanzielle Lage erschwerte. Zahlreiche Banken in Österreich, Deutschland und der Schweiz gewährten der Gruppe über Jahre hinweg hohe Kredite, oft ohne ausreichende Sicherheiten. Signa setzte auf ein riskantes, intransparentes Geschäftsmodell. So stieg etwa durch interne Mietsteigerungen der Wert der Immobilien, was wiederum neue Kredite ermöglichte.
Das Konglomerat geriet jedoch wegen steigender Zinsen, Energiepreise und Baukosten in eine Krise. Die Dachgesellschaft Signa Holding meldete im November 2023 Insolvenz an, kurz darauf folgten zahlreiche Tochterfirmen. Hunderte Gläubiger meldeten daraufhin Forderungen in Milliardenhöhe an. Zahlreiche Projekte wurden gestoppt, etwa das Kaufhaus „Lamarr“ in Wien oder der Elbtower in Hamburg. Experten zufolge wird sich die juristische Aufarbeitung über Jahre erstrecken.