Trauer in ganz Europa

EU-Parlamentspräsident Sassoli ist tot

In Brüssel, Berlin und anderen europäischen Städten wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt: Der Präsident des Europaparlaments, David Sassoli, ist mit 65 Jahren in einem Krankenhaus in seiner italienischen Heimat gestorben.

EU-Parlamentspräsident Sassoli ist tot

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Der Präsident des Europäischen Parlaments, der Italiener David-Maria Sassoli, ist in der Nacht auf Dienstag im Alter von 65 Jahren in einem Krankenhaus im norditalienischen Aviano gestorben. Der Sozialdemokrat war dort seit dem 26. De­zember wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems behandelt worden. Sassoli war zuvor bereits im September schwer an einer Lungenentzündung erkrankt, die eine mehrwöchige Behandlung im Krankenhaus nach sich zog und von der sich der Politiker nie wieder vollständig erholte. Krankheitsbedingt hatte der zweifache Vater schon in den zurückliegenden Monaten die Plenarsitzungen des EU-Parlaments in Straßburg nicht mehr leiten können.

Sassoli gehörte dem Parlament bereits seit 2009 an. Nach der letzten Europawahl wurde er Mitte 2019 zum Präsidenten gewählt. Da ein Wechsel zur Mitte der Legislatur­periode vereinbart worden war, lief seine Bestellung nur noch bis Ende Januar. In der kommenden Woche wollte das Plenum ohnehin einen Nachfolger im Amt wählen. Sassoli selbst hatte Mitte Dezember noch einmal bekräftigt, dass er nicht zur Wiederwahl antrete.

Verfechter von Gerechtigkeit

Die Bestürzung über seinen Tod war sowohl in Brüssel als auch in den anderen europäischen Hauptstädten groß. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete Sassoli als „Verfechter von Gerechtigkeit und Solidarität“. Die EU verliere „einen leidenschaftlichen Europäer, einen aufrichtigen Demokraten und einen guten Menschen“, so die CDU-Politikerin. Sassoli sei ein Mann mit tiefem Glauben und starken Überzeugungen gewesen. EU-Ratspräsident Charles Michel ergänzte, Sassolis menschliche Wärme, seine Großzügigkeit, Herzlichkeit und sein Lächeln würden bereits vermisst. Bundeskanzler Olaf Scholz ließ erklären: „Europa verliert einen engagierten Parlamentspräsidenten, Italien einen klugen Politiker und Deutschland einen guten Freund.“

Sassoli begann seine Karriere als Zeitungsjournalist, bevor er zum öffentlich-rechtlichen italienischen Sender Rai wechselte. Dort wurde er als Moderator der Hauptabendnachrichten bekannt. 2009 wechselte er in die Politik und wurde gleich ins EU-Parlament gewählt. Nach einer gescheiterten Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von Rom konzentrierte er sich auf die Europapolitik.

Voraussichtliche Nachfolgerin von Sassoli als Präsidentin des Europaparlaments wird die Malteserin Roberta Metsola, die von der christdemokratischen EVP-Fraktion nominiert wurde. Die 42-Jährige ist be­reits seit knapp neun Jahren EU-Abgeordnete und aktuell eine der 14 Vizepräsidenten des Parlaments. Auf Twitter schrieb Metsola zum Tod von Sassoli, sie habe ein gebrochenes Herz. „Europa hat einen Anführer verloren, ich habe einen Freund verloren, die Demokratie hat einen Vorkämpfer verloren.“