Ex-Airbus-Chef Enders führt Verwaltungsrat von KNDS
Ex-Airbus-Chef Enders führt Verwaltungsrat von KNDS
Ex-Airbus-CEO Tom Enders wird Verwaltungsratschef beim deutsch-französischen Panzerkonzern KNDS
cru Frankfurt
Der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders übernimmt die Führung des Verwaltungsrats beim französisch-deutschen Panzerbauer KNDS, der an die Börse strebt. Der 66 Jahre alte Manager hat viel Erfahrung mit grenzüberschreitenden Konzernen: Von 2005 bis 2019 stand er an der Spitze des europäischen Flugzeugbauers. Seine Berufung ist ein Coup für KNDS angesichts seiner Erfahrung im Umgang mit den schwierigen deutsch-französischen Beziehungen, der Zusammenarbeit und der Produktionssteigerung.
Der deutsche Manager werde sein Amt am 3. November antreten, teilte der Panzerhersteller KNDS am Montag mit. Das Unternehmen gehört zur Hälfte dem französischen Staat und zur Hälfte der KMW Holding, die wiederum den deutschen Familien Bode und Braunbehrens gehört.
Konzernsitz in Amsterdam
KNDS hat den Konzernsitz in Amsterdam und bereitet sich derzeit auf einen Börsengang vor. Bisher ist von einem Doppel-Listing in Frankfurt und Paris die Rede. Offen ist aber noch, ob der Bund dabei als Ankeraktionär einsteigt und ob die Miteigentümerfamilien den Börsengang zum Rückzug nutzen. „In einer Zeit, in der KNDS ein neues Kapitel in seiner Entwicklung aufschlägt, wird Tom unschätzbare Erfahrung und eine klare strategische Vision einbringen“, sagte der französische KNDS-Chef Jean-Paul Alary.
Enders war von 2005 bis 2012 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Der gebürtige Westerwälder aus Neuschlade und Sohn eines Schäfers diente nach dem Abitur am Kopernikus-Gymnasium Wissen als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr und steht als Reservist dort derzeit im Rang eines Majors der Reserve. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, arbeitete als Assistent im Bundestag und danach beim Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung, bevor er 1989 in den Planungsstab von Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg und 1991 zum Luftfahrtkonzern MBB wechselte.
Lazard als IPO-Berater
KNDS hat kürzlich angesichts der steigenden Investorennachfrage nach Rüstungsaktien, die sich jetzt auch beim Handelsstart der Aktie des U-Bootbauers TKMS gezeigt hat, und eines sich verbessernden IPO-Marktes die Investmentbank Lazard als IPO-Berater ausgewählt. CEO Alary hatte im September erklärt, er bereite KNDS auf einen Börsengang vor, um die Aktionärsbasis zu stärken und Investitionen und Übernahmen zu ermöglichen. Ein IPO im Jahr 2026 sei „realistisch“, und der Verwaltungsrat habe das Management gebeten, sich auf den Börsengang vorzubereiten, sobald in den kommenden Monaten eine endgültige Entscheidung getroffen worden sei.
KNDS könnte beim IPO eine Bewertung von rund 20 Mrd. Euro anstreben. Der Börsengang würde dem Rüstungsriesen neben dem französischen Staat und den deutschen Familien neue Aktionäre bescheren. Dazu könnten auch andere europäische Länder wie Italien und Rüstungsunternehmen wie Rheinnmetall oder Leonardo sowie Private-Equity-Firmen wie KKR oder Carlyle gehören.
Aus KMW und Nexter entstanden
KNDS, Hersteller des deutschen Leopard-2-Panzers, der von der Ukraine gegen Russland eingesetzt wird, entstand vor einem Jahrzehnt durch die Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Unternehmen Nexter. Die Bundesregierung erwägt den Erwerb einer Beteiligung – möglicherweise einer Sperrminorität –, um Berlins Einfluss neben Paris zu sichern, während die deutschen Eigentümer ihre Anteile verkaufen.
Bevor der Konzern erfolgreich an die Börse gehen kann, muss KNDS die Zusammenarbeit und den Technologieaustausch zwischen der deutschen und französischen Tochtergesellschaft verbessern, um die steigende Nachfrage zu befriedigen und eine attraktive Equity Story für Investoren aufzubauen. Auch der Panzerfahrzeug- und Munitionshersteller Czechoslovak Group plant im Januar 2026 einen Börsengang in Amsterdam, der 3 Mrd. Euro einbringen könnte.
