Credit Suisse

Ex-CEO Thomas Gottstein im Visier der Behörden

Gegen den Ex-Chef der Credit Suisse soll ein Verfahren im Zusammenhang mit der Greensill-Pleite geführt werden. Zudem kursieren Gerüchte, die UBS könnte ihr Inlandsgeschäft teilweise verselbständigen.

Ex-CEO Thomas Gottstein im Visier der Behörden

Ehemaliger Credit-Suisse-CEO
Gottstein im Visier der Behörden

Von Daniel Zulauf, Zürich

Der frühere Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein steckt offenbar in einem Verfahren der Schweizerischen Finanzmarktaufsicht (Finma) im Zusammenhang mit dessen Rolle im Greensill-Debakel. Diese Information veröffentlichten am Wochenende zeitgleich der Zürcher Finanzblog „Tippinpoint.ch“ und die Zeitung „Sonntagsblick“. Gottstein war im Februar 2020 CEO der Großbank geworden, nachdem sein Vorgänger Tidjane Thiam das Unternehmen im Zuge einer Bespitzelungsaffäre verlassen musste. Weder Finma noch Gottstein haben sich bislang zu dem Medienbericht geäußert.

Bekannt ist, dass die Finma im Zuge der Pleiten des US-Hedgefonds Archegos und des Lieferkettenfinanzierers Greensill im Frühjahr 2021 sowohl ein aufsichtsrechtliches Verfahren gegen die Bank als auch gegen vier Einzelpersonen eröffnet hatte. Im Fall von Greensill ergaben sich Interessenkonflikte auf mehreren Ebenen. Unter anderem sammelte die Credit Suisse über Greensill-Fonds rund 10 Mrd. sfr bei eigenen Assetmanagement-Kunden ein, von denen etwa ein Viertel bislang nicht zurückgewonnen werden konnte.

Der Fall Greensill und die mit Archegos erlittenen Kreditverluste von um die 5 Mrd. Dollar haben den Niedergang der Credit Suisse beschleunigt. Gottstein sah sich gezwungen, eine Restrukturierung einzuleiten. Er blieb allerdings erfolglos und musste daraufhin im Sommer 2022 das Steuer an Ulrich Körner weiterreichen, der seine Ziele ebenfalls nicht erreichen konnte.

UBS könnte Schweizer Geschäft verselbständigen

Vor seiner Ernennung zum CEO des Konzerns war Gottstein fünf Jahre lang Chef der Credit Suisse in der Schweiz gewesen. Das Inlandgeschäft des Konzerns, insbesondere das Geschäft mit Firmenkunden, galt in jener Zeit als Perle der Bank. Thiam, der kurz nach seinem Antritt bei der Credit Suisse in der Schweiz im Jahr 2015 eine große Kapitalerhöhung durchführen musste, spielte damals auch mit dem Gedanken, die Credit Suisse Schweiz teilweise vom Mutterkonzern abzuspalten und an die Börse zu bringen. Das Projekt wurde schließlich aber abgeblasen, weil der Mutterkonzern nicht auf die zuverlässig fließenden Dividenden seiner Schweizer Tochter verzichten wollte.

Inzwischen wird die Abspaltung des Schweizer Geschäftes wieder diskutiert – diesmal im Kreis der UBS-Führung. Einer Meldung der Zeitung „Schweiz am Wochenende“ zufolge erwägt die UBS inzwischen, das kombinierte Schweizer Geschäft beider Banken teilweise zu verselbständigen. Allerdings nicht zum Zweck der Kapitalbeschaffung, wie damals die CS, sondern mit dem Ziel, das ökonomische Gewicht der UBS zu verkleinern, die Abtrennung der Schweizer Einheit im Krisenfall zu vereinfachen und so politischen Beistand für die neue Superbank zu gewinnen. Eine Bestätigung der Meldung hat UBS bislang nicht geliefert.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.