Spezialistin für Bankenaufsicht

Ex-EZB-Direktorin Lautenschläger geht zur Kanzlei Covington

Im Herbst 2019 sorgte ihr vorzeitiger Rückzug aus dem Direktorium der Europäischen Zentralbank für Wirbel. Nun hat die auf Bankenaufsicht spezialisierte Juristin Sabine Lautenschläger einen neuen Job.

Ex-EZB-Direktorin Lautenschläger geht zur Kanzlei Covington

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Etwas mehr als zwei Jahre nach ihrem Rücktritt als EZB-Direktorin hat Sabine Lautenschläger einen neuen Job. Die 57 Jahre alte Juristin hat sich der Anwaltskanzlei Co­vington angeschlossen, wie die Börsen-Zeitung exklusiv erfahren hat. Sie werde am Frankfurter Standort als Senior Adviser im Public-Policy-Team arbeiten, heißt es von Seiten der international tätigen Kanzlei. Sebastian Vos, Leiter des globalen Geschäftsbereichs Public Policy bei Covington, hob Lautenschlägers „Erfahrungen im Umgang mit den europäischen Institutionen sowie mit Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt“ hervor.

Lautenschläger hatte im Herbst 2019 für Aufsehen gesorgt, weil sie mehr als zwei Jahre vor Ablauf ihrer Amtszeit das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) verließ. Ihre Nachfolgerin auf dem Posten ist Isabel Schnabel. Über die Gründe schwieg Lautenschläger sich seinerzeit aus. Sie galt als Kritikerin des sehr lockeren EZB-Kurses unter dem damaligen Präsidenten Mario Dra­ghi. Vor ihrem Rückzug hatte Draghi gegen Widerstände im EZB-Rat, dem das sechsköpfige Direktorium angehört, die Wiederaufnahme der Anleihekäufe unter dem regulären Kaufprogramm APP durchgedrückt – eine Entscheidung, die Lautenschläger dem Vernehmen nach nicht mittrug.

Ihr Abgang sorgte vor allem hierzulande für Wirbel, weil sie nicht die erste deutsche Vertreterin im EZB-Rat war, die sich aus Frust über die lockere Geldpolitik vorzeitig zurückzog. Und sie war auch nicht die letzte, wie man seit dem Rücktritt von Jens Weidmann als Chef der Bundesbank zum Ende des abgelaufenen Jahres weiß. Öffentlich geäußert hat sich Lautenschläger zu ihren Motiven und zur Geldpolitik seither nicht.

Im EZB-Direktorium war Lautenschläger von ihrem Eintritt im Januar 2014 an fünf Jahre als Vizechefin für die Bankenaufsicht zuständig. In dieser Rolle gehörte sie auch dem Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht an. Ende Oktober 2019 verließ Lautenschläger die EZB. Die in Stuttgart geborene und an der Universität Bonn ausgebildete Juristin war für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) tätig, wo sie 2008 zur Vizechefin der Bankenaufsicht aufstieg. 2011 übernahm sie als erste Frau in dem Amt die stellvertretende Führung der Bundesbank. Zuletzt fiel ihr Name bei der Suche nach einem Nachfolger für Ex-Bundesbankchef Weidmann.

Ihr neuer Arbeitgeber zitiert Lau­tenschläger­ mit den Worten: „Das nächste Jahrzehnt wird von Innovationen geprägt sein, die von Regierungen, Aufsichtsbehörden und der Finanzdienstleistungsbranche ein noch nie dagewesenes Maß an An­passungsfähigkeit erfordern.“ Dass sich Finanzinstitute daran schnell anpassen, „wird entscheidend für ihren Erfolg und die langfristige Trag­fähigkeit ihrer Ge­schäfts­mo­delle sein“.

                   (Börsen-Zeitung,