Ex-Verkehrsminister Wissing wird Berater von Christ Capital
Wissing übernimmt Vorsitz
des Beirats von Christ Capital
Von Angela Wefers, Berlin
Der Unternehmensberater und Investor Harald Christ richtet für seine Firmengruppe Christ Capital ein Beratungsgremium ein und beruft den früheren Verkehrsminister Volker Wissing zum Vorsitzenden. Einer Mitteilung des Unternehmens zufolge wird der neue Beirat Firmeninhaber Christ sowie die Geschäftsführungen bei der langfristigen Unternehmensausrichtung und bei Investitionsentscheidungen persönlich beraten. Das Gremium soll Wachstumsbereiche identifizieren, Zukunftscluster gestalten und Partnerschaften ausbauen. Zur Gruppe zählen unter anderem Christ & Company oder die jüngst erworbene Joschka Fischer & Company des früheren Außenministers Joschka Fischer.
Langjährige Verbindung
Christ wertet die Berufung als „klares Zeichen in den Markt“. Dies sei der „nächste große Schritt“ auf einem „ambitionierten Wachstumskurs“ der Gruppe. Wissing und Christ kennen sich gut und lang. Sie eint, dass sie beide aus Rheinland-Pfalz stammen und beide aus der FDP ausgetreten sind. Für Christ waren die dezidierten Pläne der Liberalen zum Koalitionsbruch der Anlass, die Partei Anfang Dezember 2024 zu verlassen. Dabei war er erst 2020 dort eingetreten und kometenhaft zum Schatzmeister aufgestiegen. Von der SPD hatte sich Christ 2019 enttäuscht über deren Linkskurs getrennt. Er war mehr als 30 Jahren Parteimitglied, Mittelstandsbeauftragter der SPD, im Schattenkabinett von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Gründungsmitglied des Unternehmerverbands SPD-Wirtschaftsforum.
Austritt aus der FDP
Wissing kehrte seiner politischen Heimat FDP mit dem Ampelbruch den Rücken. Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang November 2024 die liberalen Minister aus seinem Kabinett entließ, blieb Wissing Minister für Digitales und Verkehr – und gab sein Parteibuch ab. Damit legte er auch den FDP-Landesvorsitz in Rheinland-Pfalz nieder. Bis zum Regierungswechsel Anfang Mai 2025 übernahm er in der Regierung Scholz zusätzlich das bis dahin liberal geführte Justizministerium.
Es war nicht der erste Bruch in der politischen Karriere von Wissing. Seit 2004 war er Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion und Vorsitzender des Bundestags-Finanzausschusses. Als die FDP 2013 zum ersten Mal aus dem Bundestag flog, intensivierte der promovierte Jurist, frühere Richter und Staatsanwalt seine Anwaltstätigkeit.
Wissing ist Partner einer Kanzlei
Er gründete die Kanzlei Wissing Rechtsanwälte in seinem Wohnort Landau, die auch durch einen Zusammenschluss schnell expandierte und heute unter „Wissing Heintz Gehrlein Rechtsanwälte PartGmbB“ firmiert. Wissing ist Partner der Kanzlei. Dort wird er nun wieder tätig sein – nach Ablauf einer Karenzzeit von üblicherweise einem Jahr für ehemalige Justizminister. Wissing ist wirtschaftlich unabhängig von der Politik. Auch für die Übernahme des Beiratsvorsitzes gilt eine Karenzzeit, über die die Bundesregierung noch entscheidet.
Den Faden in die Politik hat er aber auch in Zeiten ohne politisches Amt nie abreißen lassen. Ende 2013 wurde er Generalsekretär des Senate of Economy International. Das ist die internationale Dachorganisation des „Senates der Wirtschaft“, in dem sich Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft für die soziale Marktwirtschaft einsetzen. Das abrupte Ende im Bundestag nutzte er zudem, um aktiver in der Landespolitik zu sein. 2016 zog die FDP in Mainz in die Regierung ein. Bis 2021, bevor er als Bundesminister nach Berlin wechselt, war er rheinland-pfälzischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und stellvertretender Ministerpräsident. Seit 2020 amtierte er als Generalsekretär in der Bundes-FDP und hatte damit entscheidenden Anteil an der Regierungsbildung der Ampel.
Beirat wird ausgebaut
Das Beratergremium der Christ-Gruppe, dem Wissing vorsitzen wird, ist noch im Werden. Der Beirat wird den Angaben zufolge keine organschaftliche Verantwortung haben und rein beratend fungieren. Perspektivisch soll der Beirat auf bis zu sieben Mitglieder ausgebaut werden. Weitere „namhafte Beiratsmitglieder“ würden zeitnah berufen. Wissing erklärte: „Ich schätze Harald Christ als Menschen und als Unternehmer. Sein Handeln ist werteorientiert und nachhaltig.“ Die Gruppe weist nach eigenen Angaben eine Bilanzsumme von rund 140 Mill. Euro aus und beschäftigt etwa 80 Mitarbeiter.