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Explosive Mischung

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt Börsen-Zeitung, 15.9.2017 Mit Selfmade-Unternehmern hat Ralf Teckentrup schlechte Erfahrungen gemacht. Einst wollte der Condor-Chef mit dem damaligen Air-Berlin-Vorstandsvorsitzenden Joachim Hunold den Zusammenschluss...

Explosive Mischung

Von Lisa Schmelzer, FrankfurtMit Selfmade-Unternehmern hat Ralf Teckentrup schlechte Erfahrungen gemacht. Einst wollte der Condor-Chef mit dem damaligen Air-Berlin-Vorstandsvorsitzenden Joachim Hunold den Zusammenschluss der beiden Fluglinien unter Dach und Fach bringen, der Deal kam nie zustande. Die Absage wurde vor allem mit kartellrechtlichen Problemen begründet, aber es soll zuweilen auch zwischen Teckentrup und dem hemdsärmeligen Hunold gekracht haben. Und nun, mehr als zehn Jahre später, soll es Niki Lauda (68) für Condor bei Air Berlin richten. Nicht nur, dass der umtriebige Ex-Rennfahrer finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, damit die Übernahme von Teilen der Air Berlin gestemmt werden kann, er soll mit 51 % an dem Konsortium auch die Federführung bei dem Deal haben. Eine Konstellation, die jede Menge Zündstoff birgt.Auf der einen Seite ist da Teckentrup, der für viele Branchenkenner der beste Airline-Manager in Deutschland, wenn nicht in Europa ist. Der für seine scharfzüngige Kritik bekannt ist und es damit nicht nur seinen Mitarbeitern schwer macht, der aber bei der Restrukturierung von Fluggesellschaften mit analytischem Sachverstand zu Werke geht. Dem vor über zehn Jahren die Sanierung der Condor gelang, als das viele für ein aussichtsloses Unterfangen hielten. Auf Air Berlin und deren Dauerkrise angesprochen, fällt bei Branchenkennern seit Jahren immer wieder Teckentrups Name, der hätte es geschafft, die Sache zu drehen. Konnte er nicht, weil es damals nicht zur Einigung mit Hunold kam.Da ist auf der anderen Seite Niki Lauda, immer gut für einen emotionalen Auftritt. Er, der selbst Pilot ist, hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Fluglinien gegründet und saß dort auch zuweilen selbst noch im Cockpit. Eine Fluggesellschaft hat er an Austrian Airlines verkauft, eine – Niki – an Air Berlin. Bei Niki sind die beiden Anteilseigner Air Berlin und Lauda im Streit auseinandergegangen, nachdem der Österreicher die Flottenpolitik der Berliner nicht mittragen wollte. Air Berlin hatte nach und nach eigene Flugzeuge abgeschafft und war nur noch mit geleasten Maschinen unterwegs, das missfiel Lauda. Er zog einen Schlussstrich.In der Branche sind Laudas Qualitäten als Luftfahrtmanager umstritten. Allerdings schafft er es, auf seine Belange und die des jeweiligen Unternehmens aufmerksam zu machen. Zuletzt hatte Lauda gegen die Übermacht der Lufthansa gewettert, sollte sie bei der Air Berlin zum Zuge kommen. In dieser Einschätzung dürften sich Teckentrup und Lauda einig sein.Die britisch-österreichische Annäherung eingefädelt haben soll indes Teckentrups Kollege, Christoph Debus (46). Der Chef der Thomas Cook Airlines war einst im Vorstand der Air Berlin und kennt Lauda aus dieser Zeit sehr gut. Debus weiß, dass die Transaktion bei Air Berlin für den Reisekonzern alleine finanziell kaum zu stemmen ist, und war auf der Suche nach finanzkräftigen Investoren. Da muss ihm sein alter Freund Lauda eingefallen sein, zumal dieser selbst bereits Interesse an einer Übernahme der Niki bekundet hatte.Teckentrup wird nachgesagt, dass er kurz vor seinem 60.Geburtstag noch einmal große Lust hat, einen Deal wie den mit Air Berlin in trockene Tücher zu bringen. Dass er dabei seinem ehemaligen Arbeitgeber Lufthansa ein Schnippchen schlagen könnte, umso besser. Die Aussicht ist zu verlockend, als dass er nicht bereit wäre, die Kröte zu schlucken, Lauda mit an Bord zu nehmen. Der ehemalige Rennfahrer dürfte indes alles andere als ein stiller Teilhaber sein, und zu viel Einmischung, gar gute Ratschläge kann Teckentrup nicht vertragen. Wenn die beiden tatsächlich bei Air Berlin und/oder Niki zum Zuge kommen und dann anschließend über die richtige Strategie für den Zukauf ringen, da wäre man zu gerne dabei.