Aixtron

Fähiger Navigator zur richtigen Zeit

Felix Grawert hat Aixtron nach einer existenziellen Krise zurück in die Erfolgsspur gebracht. Auch einen teuren Fehlschlag haben ihm die Aktionäre dafür verziehen.

Fähiger Navigator zur richtigen Zeit

Felix Grawert navigiert Aixtron zurück in die Erfolgsspur

Von Antje Kullrich, Köln

Als der langjährige Aufsichtsratschef und damalige Interims-CEO Kim Schindelhauer den Infineon-Manager Felix Grawert 2017 zu Aixtron holte, war der Chipanlagenbauer aus der Nähe von Aachen gerade dabei, seine bislang größte existenzielle Krise zu verdauen. Vorgänger Martin Goetzeler hatte zwar die immensen technischen Möglichkeiten des bei Aixtron angesiedelten Know-hows erkannt, sich aber mit einer zu breiten Aufstellung in Sachen Innovation und Expansion klar verzettelt. Die F&E-Ausgaben waren immens, führten aber nicht schnell genug zu marktreifen Produkten. Nach mehreren Verlustjahren scheiterte 2016 die Übernahme durch einen chinesischen Konzern spektakulär am Veto der USA, Goetzeler musste in der Folge seinen Hut nehmen. Mit Unterstützung von Schindelhauer, der zurück an die Aufsichtsratsspitze wechselte, konzentrierte Grawert Aixtron wieder auf das Kerngeschäft mit MOCVD (Metal-Organic Chemical Vapour Deposition)-Beschichtungsanlagen – einer Technologie, mit der ultradünne, einkristalline Schichten auf Halbleiter-Wafer aufgetragen werden.

Seit 2021 wieder Dividende

Auch mit der Refokussierung hat Grawert Aixtron nach und nach neue Märkte erschlossen und das Know-how des Hightech-Maschinenbauers weiterentwickelt. Mittlerweile ist der bedeutendste Wachstumsmarkt längst nicht mehr die Branche der LED-Produzenten, sondern die Hersteller von Halbleitern für Leistungselektronik, wie sie für Netzteile bis hin zu großen Ladesäulen gebraucht werden. Mit Grawert, der 2021 zum Vorstandsvorsitzenden befördert wurde, kam der Erfolg zurück. Für 2020 zahlte der heutige MDax-Konzern erstmals nach Jahren wieder eine Dividende, im vergangenen Jahr wurde die Marke von 100 Mill. Euro Konzerngewinn geknackt. Die Investoren mögen den Kurs des Elektrotechnik-Ingenieurs, der am renommierten Massachusetts Institute of Technology promoviert hat. Der gebürtige Kieler (Jahrgang 1975), der nach seinem Berufseinstieg zunächst bei McKinsey die Halbleiter-, Investitionsgüter- und Automobilindustrie beriet, tritt öffentlich norddeutsch zurückhaltend auf – vollmundige Ankündigungen sind seine Sache nicht. Ohne größere Blessuren hat Aixtron wohl auch deshalb die Einstellung des Geschäftsfelds OLED-Technologie überstanden, in das der Konzern einen höheren zweistelligen Millionenbetrag investiert hatte, allerdings den großen südkoreanischen Pilotkunden – mutmaßlich Samsung – letztlich nicht überzeugen konnte.

Einen weiteren Meilenstein des Erfolgs konnte Grawert jetzt mit dem Zwischenbericht verbuchen: Der Aktienkurs lag am Donnerstag so hoch wie seit 20 Jahren nicht. In seiner Zeit im Vorstand hat sich die Notierung verfünffacht.