„Festakte wie dieser fielen ihm schwer“
„Festakte wie dieser fielen ihm schwer“
„Festakte wie dieser
fielen ihm ein bisschen schwer“
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Fast hat man meinen können, der im Aufbau befindliche Weihnachtsmarkt hätte bereits eröffnet. Doch nicht für heißen Apfelwein oder Nierenspieße waren die Menschen gekommen, die am Montagabend in die Frankfurter Paulskirche drängten. Sondern um sich an den vor einem Jahr im Alter von 81 Jahren verstorbenen Friedrich von Metzler zu erinnern. Zum Gedenken an ihren Ehrenbürger hatte die Stadt Frankfurt zu einer Gedenkfeier mit gelungener musikalischer Untermalung des Chors der Stiftung der Polytechnischen Gesellschaft geladen. Und da dieser nicht nur erfolgreicher Bankier und Mäzen, sondern auch eine besonders liebenswerte Persönlichkeit war, blieb trotz Wintereinbruch kein Platz leer.
Teil der Stadtgesellschaft
Oberbürgermeister Mike Josef würdigte den Verstorbenen als Bürger, der vieles in sich vereinte, was Frankfurt auszeichne: Liberalität und Weltoffenheit, wirtschaftliche Vernunft und sozialen Zusammenhalt. Friedrich von Metzler, der das 351-jährige Bankhaus Metzler in elfter Generation geführt hatte, sei eine Institution gewesen für die Stadt, eben weil er unprätentiös und auf Augenhöhe ganz selbstverständlich Teil der Stadtgesellschaft war.
„Wenn es mir besser geht als anderen, sollte ich etwas zurückgeben“, zitierte das Stadtoberhaupt das Credo des Bankiers. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia hat Friedrich von Metzler der Stadt, in der er erfolgreich war, eine Menge zurückgegeben. Aus ihrem vielfältigen Engagement hob Josef die Unterstützung des Bürgerhospitals, des Kunstgewerbevereins, der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, der Städtischen Bühnen, der Museen sowie der Goethe-Universität hervor.
Freundliche Neugier und anspornendes Interesse
Legendär auch die Aktion „1+1=3“, mit der Friedrich von Metzler die Frankfurter Museen unterstützte – und ihnen zugleich einen Anreiz setzte, zusätzliche Gelder einzuwerben. Mit einer Schenkung und dem Versprechen, diese zu verdoppeln, wenn es gelang, bei anderen Unterstützen denselben Betrag zu akquirieren, ermöglichte er es dem Senckenberg Museum etwa, die Sammlung der Grube Messel zu erwerben.
Bundeskanzler Friedrich Merz, den eine langjährige Freundschaft mit der Familie Metzler verbindet, würdigte neben „der freundlichen Neugier und dem anspornenden Interesse“ des Verstorbenen auch dessen unternehmerisches Schaffen. Statt auf das klassische Kreditgeschäft, in dem die Privatbank mangels Größe kaum Vorteile hätte erzielen können, spezialisierte sie sich unter seiner Leitung auf Vermögensverwaltung, Fusionsberatung und Anleihehandel.
Aktiensparen als Herzensanliegen
Als zukunftsweisende Innovation brachte die Privatbank bereits 1971 den ersten deutschen Publikumsfonds heraus, wie Merz herausstellte. Er schloss sich den von Friedrich von Metzler geäußerten Wunsch an, dass die Deutschen von Sparern zu Anlegern würden. Daran anknüpfend erntete Franz von Metzler Lacher mit einer Anekdote. So habe sein Vater seine Freude daran gehabt, dass ihn das „Handelsblatt“ einst als „Meister Yoda des Aktiensparens“ betitelte – in Anlehnung an den sympathischen Jedi-Meister der „Star Wars“-Saga.

picture alliance / dpa | Arne Dedert
Stillsitzen lag ihm nicht
Die Dankesrede des inzwischen selbst in der Geschäftsleitung der Bank tätigen Franz von Metzler vermittelte das innige Verhältnis zwischen Vater und Sohn. „Ein Geheimnis will ich Ihnen noch verraten: Festakte wie dieser fielen ihm ein bisschen schwer“, sagte er mit einem breiten Lächeln, das an den Vater erinnerte. Denn lange stillzusitzen und vor allem nicht reden zu dürfen, habe Friedrich von Metzler nicht gelegen. Gerne habe er sich bei solchen Gelegenheiten daher ein bisschen früher verabschiedet: „Später", so berichtete der Sohn, "traf man ihn dann im Foyer wieder an, wo er angeregt mit dem Personal plauderte.“
