In diesem Jahr ist ein lang gehegter Wunsch von Brenntag endlich in Erfüllung gegangen: Am 20. September stieg der Chemiedistributeur in den Blue-Chip-Index Dax auf. Das Ziel hatte der frühere Vorstandschef Steven Holland schon 2012 laut ausgesprochen, und der damals frisch gekürte Finanzchef Georg Müller hatte eifrig sekundiert: „Mit der Aufnahme in den Dax ließe sich große Aufmerksamkeit für den Weltmarktführer in der Chemiedistribution mit Sitz in Deutschland erzeugen. Wir blühen bislang ja eher im Verborgenen.“ Doch kaum ist das Ziel erreicht, kehrt auch Müller dem Chemielogistiker den Rücken – „aus persönlichen Gründen“, wie es heißt.

Der Aufsichtsrat hat einen „strukturierten Prozess zur Nachfolgebesetzung eingeleitet“. Sein Vorstandsvertrag ende im März 2022, das sei „ein guter Zeitpunkt, um den Staffelstab weiterzugeben“, fasste sich der 55-Jährige anlässlich der Vorlage des Zwischenberichts unter der Rubrik „in eigener Sache“ kurz.

Müller ist sozusagen ein Urgestein von Brenntag, steht er doch seit fast 20 Jahren in verschiedenen Managementfunktionen in den Diensten des Unternehmens. Der Wirtschaftsinformatiker war live dabei beim Aufstieg der einstigen Eon-Tochter Stinnes zum heutigen Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen, der vornehmlich über Akquisitionen gelang. Die damit Hand in Hand gehende Komplexität hatte der Vorstand allerdings (zu) lange vernachlässigt. Das änderte sich erst 2020 mit dem Wechsel an der Vorstandsspitze zu Christian Kohlpaintner, der dem Unternehmen eine radikale Transformation verordnete – inklusive des Abbaus von gut 7 % der Arbeitsplätze.

Bevor der im Ruhrgebiet aufgewachsene Müller 2003 als Leiter Controlling und Treasury zu dem damals noch in Mülheim ansässigen Chemiedistributeur stieß, war er zunächst in diversen Funktionen in der chemischen Industrie und der Logistik tätig. Im Zuge des Börsengangs 2010 baute er die Investor-Relations-Abteilung auf, die ihm bis heute untersteht. 2012 stieg er zum Finanzvorstand auf.