PortraitIsabelle Adelt

Finanzchefin mit Lust auf "strategischen Impact"

Isabelle Adelt ist eine der jüngsten Vorständinnen im MDax. Nach Stationen bei EY, Zeiss und Schenck Process übernahm sie vor gut einem Jahr die CFO-Rolle beim Schmierstoffhersteller Fuchs. Dort gibt es für sie viel zu tun.

Finanzchefin mit Lust auf "strategischen Impact"

Finanzchefin mit Lust auf „strategischen Impact“

Von Karolin Rothbart, Frankfurt

Wenn Isabelle Adelt über Geschlechtervielfalt in der deutschen Wirtschaft spricht, fällt das Wort „Vorbilder“ immer wieder. „Es braucht mehr Frauen, die einfach rausgehen und die die nächste Generation ermutigen, sich mehr zu trauen“, sagt die 39-jährige Finanzchefin des Schmierstoffherstellers Fuchs.

Als eine der jüngsten Vorständinnen im MDax befindet sich Adelt seit gut einem Jahr selbst in einer solchen Vorbildfunktion. Sie hat die Rolle im November 2022 von Dagmar Steinert übernommen, die ihrerseits als CFO zum Rüstungskonzern Rheinmetall gewechselt war.

Adelt, 1984 in Ostwestfalen als Tochter eines Elektrikers und einer Bauzeichnerin geboren, sagt, sie habe schon immer ein Faible für Zahlen gehabt. Nach einem BWL- und VWL-Studium in Bielefeld startete sie ihr Berufsleben in der Unternehmensberatung, wo sie ihre damalige Reiselust voll auskosten konnte. „Mein Schwerpunkt bei EY lag unter anderem auf M&A und Restrukturierungen, was mich viereinhalb Jahre lang quasi über die ganze Welt geführt hat“, erzählt Adelt. „Ich war in Indien, in den USA, in Argentinien, in Europa, in China. Da ich als Kind nie viel gereist bin, wollte ich meine Chance nutzen. Es war eine tolle Zeit.“

Von der Beratung zog es Adelt 2012 zum High-Tech Unternehmen Zeiss, für das sie abermals mehrere Jahre im Ausland verbrachte. 2019 folgte der Wechsel zum Darmstädter Messtechnik-Hersteller Schenck Process, der zwei Jahre zuvor an den Finanzinvestor Blackstone verkauft worden war. „Das ist eine sehr andere Art, Geschäfte zu führen“, erinnert sich Adelt. „In einem solchen Private-Equity-Umfeld zählt der Mensch nur, solange er gut performt. Das war nicht das, was ich langfristig machen wollte.“

So sei sie schließlich zu Fuchs gekommen, wo das „Beste aus beiden Welten zusammenkam“, wie sie sagt. „Als Familienunternehmen bietet der Konzern eine tolle Kultur. Die Börsennotierung sorgt zugleich dafür, dass wir uns beständig weiterentwickeln müssen.“

Fuchs in digitaler Transformation

Mit den klassischen Zuständigkeitsbereichen im Finanzressort, darunter Controlling, Compliance und Investor Relations, wollte sich Adelt allein aber nicht zufrieden geben. „Ich habe gesagt, dass ich auch einen strategischen Impact haben möchte“, so die Managerin. Also wurde ihr zusätzlich die Verantwortung für die Umsetzung der Digitalstrategie des Konzerns übertragen.

Und die klingt nach einem Mammutprojekt. „Fuchs ist komplett dezentral geführt und bei 56 Gesellschaften hat jeder auch ein bisschen das gemacht, was er wollte“, sagt Adelt. „Wir haben uns in einem ersten Schritt vorgenommen, einheitliche Standards und Prozesse einzuführen sowie Datenstrukturen und eine einheitliche Aufbauorganisation im ganzen Unternehmen zu etablieren. Das ist eigentlich kein IT-Projekt, sondern eine echte Transformation.“

Natürlich stoße man mit einem solchen Vorhaben im Unternehmen auch auf Widerstände. „Eine so große Umstellung ist natürlich erstmal eine große Veränderung“, erzählt Adelt. „Es bedeutet, dass viele liebgewonnene Sonderlocken von 90 Jahren abgeschnitten werden müssen. Das findet keiner toll. Der Mehrwert wird aber verstanden.“  

Vorstände brauchen "Diversität in Summe"

Eine grundlegende Veränderung findet bei Fuchs aber derzeit nicht nur im Digitalen statt. Auch auf personeller Ebene hat sich der Konzern im vergangenen Jahr sichtbar verjüngt. Denn neben Adelt ist zugleich auch der 44-jährige Sebastian Heiner als Chief Technology Officer in den Vorstand gerückt. Er hatte die Rolle bereits als Stellvertreter inne und war zuvor viele Jahre lang für BASF in führenden Funktionen tätig. „Jetzt sind zwei neue Unruhestifter mit dabei, die auch Ideen und Konzepte aus anderen Unternehmen mit reinbringen“, freut sich Adelt.

Aus ihrer Sicht sind unterschiedliche Hintergründe im Vorstand generell ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. „Ich bin der festen Überzeugung, dass man durch eine hohe Diversität in Summe, also nicht nur mit Blick auf das Geschlecht, sondern auch auf das Alter, den Bildungshintergrund, die Nationalität und auf weiteren Ebenen, bessere Entscheidungen treffen kann“, sagt Adelt. „Ich bekomme dadurch ein viel breiteres Bild von dem Thema, mit dem ich mich gerade beschäftige.“

In der deutschen Wirtschaft ist das allerdings oft noch Theorie. Jüngste Auswertungen haben etwa gezeigt, dass der Frauenanteil in den Vorständen deutscher Börsenschwergewichte kaum mehr steigt, sobald gesetzliche Vorschriften erst einmal erfüllt sind. Eine Parität auf Geschlechterebene rückt so weiter in die Ferne.

„Wir haben immer noch einen sehr langen Weg vor uns“, konstatiert Adelt, die sich neben ihrer CFO-Rolle im Frauen-Netzwerk FeMale Leaders engagiert. Auch dort falle das Wort „Vorbilder“ immer wieder. „Es ist unheimlich wichtig, dass wir jungen Frauen sagen: Traut euch einfach, ihr könnt das auch. Ich glaube, damit können wir schon viel bewirken.“