Finanzinvestor EQT wechselt CEO bei Zooplus ohne lautes Gebell
EQT wechselt Chef bei Zooplus ohne lautes Gebell
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Der Börsenkandidat Zooplus bekommt einen neuen Chef. An die Spitze des Online-Händlers für Heimtierbedarf rückt der Belgier Lionel Desclée. Zuletzt war der branchenerfahrene Manager Group CEO beim britischen Online-Händler The Very Group. Er werde als CEO und Mitglied des Vorstandes mit Wirkung zum 15. September 2025 berufen, teilte Zooplus am Mittwoch in München mit, ohne den Vorgänger, den seit zehn Monaten amtierenden Interimschef und CFO Steffen Schüller oder die Gründe für den Führungswechsel zu nennen.
Nach einem nervenaufreibenden Bietergefecht hatten 2021 der Finanzinvestor EQT und der Rivale Hellman & Friedman Zooplus für 3,7 Mrd. Euro übernommen. Das entsprach damals dem 58-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) – ein stolzer Preis, den EQT-Partner Johannes Reichel verantwortete. Entsprechend schwierig könnte es werden, sich gewinnbringend wieder von dem Investment zu trennen.
Gründer Patt ging schon 2022
Der langjährige CEO und Mitbegründer Cornelius Patt hatte Zooplus schon im November 2022 verlassen, nachdem er das Unternehmen 1999 mitgegründet hatte und seit 2006 CEO war. Nach seinem Abgang wurde Geoffroy Lefebvre zum neuen CEO ernannt, der das Amt im November 2024 jedoch wieder niederlegte. Bis jetzt hatte die Funktion kommissarisch von CFO Schüller inne.
Desclée komme „in einer Phase, in der das Unternehmen die Zukunft der Heimtierbranche in Europa aktiv mitgestalten will“, hieß es nun. Der Online-Tierfutterhändler macht mehr als 4 Mrd. Euro Umsatz und hat in Europa einen Marktanteil von rund 50%. Zum Zeitpunkt des Kaufs hatte der operative Gewinn (Ebitda) noch bei 25 Mill. Euro gelegen; 2023 waren es schon 100 Mill. Euro. Für 2024 peilte EQT-Partner Reichel 150 Mill. Euro Ebitda an.
„Ideale Neubesetzung“
Der Aufsichtsrat betonte nun, wie gut Desclées Expertise, der zuvor auch Chef von Walmart Japan und dem Zooplus-Rivalen Tom&Co war, zu Zooplus passe. Stefan Götz von Hellman & Friedman sowie EQT-Partner Reichel erklärten im Namen des Aufsichtsrats, er sei die „ideale Besetzung, um die nächste Wachstumsphase voranzutreiben.“
Vorbild für Zooplus ist der in Familienbesitz befindliche Konkurrent Fressnapf, an dem neben Gründer Torsten Toeller auch Cinven beteiligt ist. Laut Branchenkennern liegt die Marge von Fressnapf bei den selbst hergestellten Produkten in der Größenordnung von zwei Dritteln. Die Eigenmarken machen rund 80% des Umsatzes aus. Der hohe Anteil wird dadurch erreicht, dass die Mitarbeiter in den Fressnapf-Filialen den Kunden die eigenen Produkte empfehlen. Bei Zooplus liegt der Anteil der hochmargigen, selbst hergestellten Produkte deutlich niedriger.
IPO ab 2026 möglich
Eine Größenordnung wie bei Fressnapf würde den Firmenwert vor einem Verkauf deutlich steigern. „Entweder wir verkaufen Zooplus an einen der Konkurrenten, der dafür infrage kommt“, sagte Reichel im April 2024. „Oder es wird ein IPO.“ Das werde voraussichtlich nicht vor 2026 stattfinden und in Deutschland erfolgen. Die Umwandlung in die Rechtsform SE ist bereits 2022 erfolgt.