Start-up

Forto-Gründer reduzieren Papierstapel in der Logistik

Als Michael Wax, Erik Muttersbach und die Brüder Ferry und Fabian Heilemann die Digitalspedition Forto starteten, wollten sie den administrativen Aufwand von Gütertransporten reduzieren. Der neue CFO des Start-up könnte bald mit dem administrativen Aufwand eines Börsengangs beschäftigt sein.

Forto-Gründer reduzieren Papierstapel in der Logistik

Von Stefan Paravicini, Berlin

Als Michael Wax, Erik Muttersbach und die Seriengründer Ferry und Fabian Heilemann sich 2016 bei Spediteuren und Verladern auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa umhörten, wo die größten Herausforderungen für ihre Geschäftsidee liegen könnten, machte ein Bild auf sie besonderen Eindruck: In einem Büro in Hongkong stapelte sich Papier, das auch die danebenstehenden Röhrenmonitore überragte. „Uns wurde klar, dass der manuelle Kommunikationsaufwand in dieser Industrie immer noch sehr hoch ist“, erinnerte sich Muttersbach später. Diesen und anderen analogen Aufwand wollten die Jungunternehmer reduzieren. Heute wirbt die von ihnen gegründete Berliner Digitalspedition Forto damit, dass ihre Kunden im Durchschnitt 30% des administrativen Aufwands und 15% der Gesamtkosten pro Transport sparen.

Forto, die 2016 zunächst unter dem Namen Freighthub startete, vermittelt heute mit rund 500 Mitarbeitern an zehn Standorten über ihre digitale Plattform Transportkapazitäten weltweit für Frachttransporte auf See, in der Luft und auf der Schiene. Mit der eigenen Logistiksoftware können die mehr als 2500 Kunden Lieferketten von der Bestellung bis zum Wareneingang steuern, verspricht das Unternehmen. Das gefällt auch Investoren, die seit der Seed-Runde mit fünf Berliner Adressen vor knapp fünf Jahren mehr als 120 Mill. Dollar investiert haben.

In Berlin wird dieser Tage eine weitere Finanzierungsrunde unter Beteiligung des japanischen Technologieinvestors Softbank kolportiert, bei der Forto mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet werden könnte. Aber auch unabhängig davon legen die personellen Veränderungen der vergangenen Wochen nahe, dass die Firma große Pläne hat. Denn mit Guillaume Petit-Perrin verstärkt seit Mai ein ausgewiesener Corporate-Fi­nance-Spezialist das Führungsteam um die beiden Gründer und Co-CEOs Wax und Muttersbach. Der neue CFO kommt von J.P. Morgan und bringt mehr als 18 Jahre Erfahrung an internationalen Finanzplätzen mit. Zuletzt war er als Director im Investment Banking von J.P. Morgan mit Fokus auf Technologie, Medien und die Telekombranche tätig. Im Laufe der Jahre war er in der Beratung von M&A-Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Mrd. Dollar tätig.

CFO mit IPO-Format

„Wir entwickeln uns bislang entlang unserer Erwartungen, aber momentan ist es noch etwas zu früh, konkret über so etwas nachzudenken“, sagte Wax vor knapp einem Jahr im Gespräch mit „Gründerszene“ über mögliche Pläne für ein IPO. Ein Start-up, das einen CFO mit dem Profil von Petit-Perrin anheuert, muss keine Fragen zu Ambitionen für einen Börsengang mehr beantworten, auch wenn der administrative Aufwand eines IPO inklusive damit verbundener Papierstapel die Gründer schrecken dürfte.