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Französische Fußballclubs sind in amerikanischen Händen

Mehr als die Hälfte der Fußball-Clubs der französischen Erstliga gehören ausländischen Investoren. Jüngster im Bunde ist der PSG-Minderheitsaktionär Arctos Partners.

Französische Fußballclubs sind in amerikanischen Händen

In amerikanischen Händen

Von Gesche Wüpper, Paris

Ineos-Gründer Jim Ratcliffe hat 2019 den französischen Fußballclub OGC Nizza gekauft und Ende 2023 eine Beteiligung an Manchester United.

Es ist eine der wenigen Neuigkeiten zu Paris Saint-Germain (PSG), die definitiv bestätigt sind. Der Fußball-Spitzenclub von der Seine tritt am 25. Mai gegen Olympique Lyonnais (OL) im Finale des Coupe de France an und kann dabei zum 15. Mal auf den französischen Pokal hoffen. Ansonsten sorgt PSG derzeit für eine Reihe von Spekulationen, angefangen vom Wechsel seines Starstürmers Kylian Mbappé über mögliche Zukäufe beim FC Barcelona bis hin zum Standort eines neuen Stadions anstelle des Stade des Princes, das der Club vergeblich versucht hat, von der Stadt Paris zu kaufen.

Die beiden Pokalgegner eint eine Gemeinsamkeit. Bei ihnen sind amerikanische Investoren an Bord, so wie bei vielen anderen französischen Fußballvereinen. Jüngster in diesem Bunde ist PSG, nachdem der Investmentfonds Arctos Partners Ende vergangenen Jahres für etwas mehr als 500 Mill. Euro als Minderheitsaktionär 12,5% an dem Pariser Club übernommen hat. Mehr als die Hälfte der Vereine aus der französischen Ligue 1 befinden sich bereits in ausländischen Händen.

PSG-Minderheitsaktionäre kennen sich mit Sport aus

PSG-Haupteigner bleibt auch nach dem Einstieg von Arctos Qatar Sports Investments. Die staatliche Beteiligungsgesellschaft aus Doha hatte den Verein 2011 von Finanzinvestoren – darunter Colony Capital – für gerade mal 70 Mill. Euro gekauft. Die beiden Arctos-Gründer Ian Charles und David O‘Connor sollen nun nach Angaben von PSG-Chef Nassar Al-Khelaïfi mit ihrer strategischen Expertise, Ideen und Innovationen helfen.

Die beiden kennen sich mit Sport aus, denn ihr Fonds ist auch am FC Liverpool, dem Formel-1-Rennstall Aston Martin sowie Vereinen der amerikanischen Basketball-, Eishockey- und Baseball-Liga beteiligt. O‘Connor war früher Chef der Madison Square Garden Company, der zahlreiche Sport- und Unterhaltungsveranstaltungsorte gehören.

Der frühere FuboTV-Chef John Textor ist seit Ende 2022 Besitzer des französischen Erstligisten Olympique Lyonnais.
picture alliance/dpa/MAXPPP | Stéphane Guiochon

Finalgegner OL wiederum gehört seit Ende 2022 der Holding Eagle Football des US-Geschäftsmannes John Textor. Der frühere Chef des Streamingdienstes FuboTV ist auch Hauptaktionär der Clubs Molenbeek in Belgien und Botafogo in Brasilien. Er ist zudem mit 45% an dem britischen Verein Chrystal Palace beteiligt. Textor hatte zunächst gut 80% von OL für rund 850 Mill. Euro übernommen, dann für 14,5 Mill. Euro noch ausstehende Anteile des früheren OL-Chefs Jean-Michel Aulas.

Spekulationen über Verkäufe

Nach Qatar sowie dem US-Manager und früheren Dresser-Rand-Chef Vincent Volpe, der 2015 die Mehrheit des Havre AC übernommen hat, waren der Amerikaner Frank McCourt und der britische Milliardär Jim Ratcliffe die ersten ausländischen Investoren, die französische Erstliga-Clubs gekauft haben.

So gehört Ineos-Gründer Ratcliffe seit 2019 OGC Nice. Ende letzten Jahres dann ist er mit 27,7% bei Manchester United eingestiegen. Das könnte sich nachteilig für Nizza auswirken, sollten sich beide Clubs für die Champions League qualifizieren, glauben Beobachter. Um nicht gegen die Uefa-Regeln zu verstoßen, könnte sich Ratcliffe vom OGC Nice zurückziehen.

Über den Rückzug McCourts aus Marseille wird bereits seit langem spekuliert. Immer wieder machen Gerüchte die Runde, der Milliardär aus Boston könnte Olympique Marseille (OM) verkaufen, vermutlich an Investoren aus Saudi-Arabien.

Der frühere Besitzer der Dodgers aus Los Angeles soll Louis-Dreyfus-Chefin Margarita Louis-Dreyfus 2016 fast 50 Mill. Euro für den Club gezahlt haben.

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