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Friedhelm Loh 70

Von Stefan Paravicini, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.8.2016 Etwas mehr als 40 Jahre steht Friedhelm Loh nun schon an der Spitze von Rittal, dem Weltmarktführer für Schaltschränke und Stromverteiler aus der Nähe von Siegen, dem Herz der Firmengruppe...

Friedhelm Loh 70

Von Stefan Paravicini, FrankfurtEtwas mehr als 40 Jahre steht Friedhelm Loh nun schon an der Spitze von Rittal, dem Weltmarktführer für Schaltschränke und Stromverteiler aus der Nähe von Siegen, dem Herz der Firmengruppe Friedhelm Loh, die es mit mehr als 11 000 Mitarbeitern auf knapp 3 Mrd. Euro Umsatz bringt. So große Aufmerksamkeit wie in diesem Jahr ist dem Familienunternehmer, der am Dienstag seinen 70. Geburtstag feiert, aber wohl selten zu Teil geworden. Lob von Barack ObamaSelbst der Besuch von US-Präsident Barack Obama beim Rittal-Stand auf der Hannover Messe in diesem Frühjahr ist da nur eine Randnotiz wert. “This is a fine company!”, nickte Obama auf dem Rundgang mit Bundeskanzlerin Angela Merkel durch die Messehallen beim Fototermin mit Loh zufrieden in Richtung des Selfmade-Milliardärs. International in die Schlagzeilen gebracht hat es Loh in diesem Jahr aber mit einer anderen Firma.Als Großaktionär des Augsburger Roboterherstellers Kuka fand er sich im Zentrum einer der bisher aufsehenerregendsten Übernahmen eines chinesischen Konzerns in Deutschland wieder. Mittlerweile hat der Hausgerätehersteller Midea trotz der in Berliner Regierungskreisen lautstark ventilierten Ängste vor dem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologien die Mehrheit an dem MDax-Konzern sicher. Loh hat sein Paket von etwas mehr als 10 % für rund 470 Mill. Euro verkauft. Eingestiegen war der Unternehmer mit seiner Beteiligungsgesellschaft Swoctem bei Kuka Anfang 2014. Im selben Jahr baute er unter anderem auch eine Beteiligung am Schweizer Logistikspezialisten Swisslog auf, der im Herbst 2014 für rund 330 Mill. Euro von Kuka übernommen wurde.Wie viele Beteiligungen Swoctem derzeit hält, weiß Loh nach eigenen Angaben selbst nicht ganz genau. Nur um größere Engagements wie zuletzt Kuka oder Swisslog kümmere er sich selbst, sagte er vor kurzem in einem Interview. Das gesamte Portfolio im Blick hat der ehemalige Finanzvorstand der Loh-Firmengruppe, Ralph Lindackers, der neben Loh als Geschäftsführer von Swoctem aufscheint. Der 53-Jährige war vor etwas mehr als zehn Jahren als Finanzvorstand der RWE Umwelt AG mit dem Verkauf an Remondis betraut und organisierte für den Essener Energiekonzern später auch den Verkauf des Wassergeschäfts in Großbritannien und in den USA. Umtriebiger InvestorZu den größeren Beteiligungen von Swoctem, um die sich Loh selbst kümmert, gehört auch der Stahlhändler Klöckner & Co, bei dem er im vergangenen Sommer die Meldeschwelle von 10 % durchbrach und heute mehr als 25 % kontrolliert. Loh sitzt bei dem SDax-Unternehmen ebenso im Aufsichtsrat wie der ehemalige Thyssen-Manager Karl-Ulrich Köhler, der seit dem 1. Juli auch operative Verantwortung in der Geschäftsführung von Rittal übernommen hat. Der 60-jährige Manager gehört außerdem seit zehn Jahren dem Beirat der Loh-Gruppe an und dürfte in den Überlegungen für die Nachfolge von Loh an der Spitze der Firmengruppe eine Rolle spielen.Dass diese Überlegungen bereits weit gediehen sind, daran ließ Loh, verheiratet und Vater dreier Kinder, schon vor drei Jahren im Gespräch mit der Börsen-Zeitung keine Zweifel. Mit der Nachfolge beschäftige man sich nicht erst in seinem Alter, sagte der damals 67-Jährige (vgl. BZ vom 17.7.2013). “Und Sie können davon ausgehen, dass das bei uns hervorragend geregelt ist.” Mit Management und Beirat der Friedhelm-Loh-Gruppe sowie dem Stiftungsrat der Friedhelm Loh-Stiftung, die die Firmengruppe kontrolliert, hat er in den vergangenen Jahren jedenfalls eine stattliche Zahl von Führungskräften nahe an die Entscheidungsprozesse im Unternehmen herangeführt.Noch gibt es freilich keine Anzeichen, dass der Firmenpatriarch bald kürzertreten will. Im Gegenteil. Am Hauptsitz in Haiger investiert Loh derzeit 140 Mill. Euro in ein neues Werk, das die Produktion ganz im Sinne der Industrie 4.0 automatisieren und vernetzen soll, um den Standort zukunftsfest zu machen. Das Investitionsvorhaben hat trotzdem nicht nur Freunde, weil nach der Fertigstellung der neuen Produktionshallen 2018 vier Werke in den nahe gelegenen Standorten Herborn, Wissenbach, Rennerod und Burbach schließen sollen.Für die Automatisierung und Vernetzung industrieller Wertschöpfungsketten machte sich Loh, dessen Vermögen “Forbes” auf 2,4 Mrd. Dollar schätzt, bereits als langjähriger Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektroindustrie stark, der ihn mittlerweile zum Ehrenpräsident berufen hat. Loh ist Senator der Fraunhofer Gesellschaft, sitzt in den Aufsichtsräten von Kuka und KlöCo sowie im Kontrollgremium der Deutschen Messe AG Hannover. Bibelstunde im KlosterLoh steht weiterhin an der Spitze der von ihm gegründeten Stiftung Christliche Medien. Der in evangelikalen Kreisen engagierte Unternehmer unterstützt das Kloster Volkenroda sowie die Stiftung für Christliche Wertebildung und ist außerdem Vorstand im Bibellesebund. Loh hält eine Ehrendoktorwürde der TU Chemnitz und ist unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Hessischen Verdienstordens sowie des Samariterkreuzes in Gold.Den Vorsitz der Geschäftsführung bei Rittal übernahm Loh 1974, nachdem er zuvor eine Lehre als Starkstromelektriker sowie ein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen und bei verschiedenen Unternehmen der Metallverarbeitung und in der Elektroindustrie gearbeitet hatte. Die Friedhelm-Loh-Gruppe ist seit 1989 als Stiftung & Co KG organisiert, nachdem die Brüder Joachim und Friedhelm die 1961 vom Vater Rudolf gegründete Firmengruppe aufgeteilt hatten.