Früherer Lidl-Chef Seidel findet Otto gut
wb – In Neckarsulm musste er im Februar Knall auf Fall gehen, in Hamburg wird er mit offenen Armen empfangen: Sven Seidel wechselt zu Otto und damit dem nächsten familieneigenen Unternehmen. Er hatte den Discounter Lidl verlassen (müssen). Seidel soll nun mit Wirkung zum 1. April 2018 Vorstand Multichannel-Retail des Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto werden. Der 43-Jährige folgt auf Neela Montgomery, die auf eigenen Wunsch hin, wie es heißt, CEO der Otto-Tochter Crate and Barrel geworden sei.Mit Seidel könne Otto “einen der renommiertesten Handelsmanager Europas für die Führung ihres Retailgeschäfts” gewinnen, heißt es. Der Diplom-Betriebswirt hatte nach Stationen in der Beratung seit 2011 Positionen in der Schwarz-Gruppe inne und musste nach drei Jahren seinen Führungsposten räumen. Sein Nachfolger dort war Jesper Hojer geworden, der zuvor als Vorstand den internationalen Einkauf leitete. In der Führung der Schwarz-Gruppe, zu der neben Lidl Kaufland gehört, gab es “unterschiedliche strategische Geschäftsauffassungen” zwischen Seidel und dem 69-jährigen Schwarz-Chef Klaus Gehrig. In den vergangenen drei Jahren stand Seidel für die strategische, digitale und kulturelle Weiterentwicklung von Lidl. In seiner Amtszeit wurden unter anderem die Grundlagen für die Expansion in Märkte wie die USA gelegt und die Weichen für eine zukunftsfähige digitale Ausrichtung gestellt. Ganz Multichannel-RetailSeidel soll bei dem familieneigenen Hamburger Unternehmen das Multichannel-Retail-Geschäft führen. Dazu gehören Crate and Barrel, Sport Scheck, Manufactum und Frankonia sowie auch die Beratung diverser Stationäraktivitäten von Omnichannel-Anbietern der Gruppe – von Bonprix bis zu Witt Weiden. Darüber hinaus soll Seidel die Importaktivitäten des Konzerns, die unter Hermes Otto International gebündelt sind, verantworten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto meint, Seidel “passt von seiner Persönlichkeit und Führungsmentalität hervorragend” zu seiner Gruppe.Alexander Birken (Jahrgang 1964) hatte Anfang 2017 von Hans-Otto Schrader den Vorstandsvorsitz von Otto übernommen. Ihm zur Seite stehen Dr. Rainer Hillebrand (Strategie, E-Commerce), Finanzchefin Petra Scharner-Wolff, Dr. Marcus Ackermann (Multichannel) und Hanjo Schneider, für Services verantwortlich. Otto setzte 2016/17 rund 12,5 Mrd. Euro um, davon 7,0 Mrd. im E-Commerce, und verdiente operativ (Ebitda) 730 Mill. Euro.Die verschwiegene Lidl, die über Stiftungen steuersparend gehalten wird, soll zuletzt rund 90 Mrd. Euro umgesetzt haben. Sie ist dieses Jahr hierzulande im Vergleich zum Erzrivalen Aldi ins Hintertreffen geraten. Beide Discounter ändern derzeit ihr Laden- und Markenkonzept und expandieren stark ins Ausland. Die Schwarz-Gruppe wird von einem fünfköpfigen Gremium geführt. Neben Gehrig und dem neuen Lidl-Chef Jesper Hojer sitzen darin Kaufland-Chef Patrick Kaudewitz, Finanzchef Andreas Strähle und Gerd Chrzanowski (IT, Produktion, Immobilien).