Neuer Vorsitzender

Gehlen löst Rudolph beim Institut für Bankgeschichte ab

Prof. Boris Gehlen löst Prof. Bernd Rudolph nach 19-jähriger Amtszeit als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Bank- und Finanzgeschichte ab. Gehlen kündigt an, den Austausch zwischen IBF und Finanzplatz weiterentwickeln zu wollen.

Gehlen löst Rudolph beim Institut für Bankgeschichte ab

Wechsel im Institut für Bankgeschichte

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Prof. Boris Gehlen ist zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Bank- und Finanzgeschichte (IBF) gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Prof. Bernd Rudolph an, der dem IBF weiterhin als Mitglied des Beirats und auch des Vorstands verbunden bleibt. Das auf dem Campus der Frankfurter Universität beheimatete Institut fördert die bankhistorische Forschung und den Dialog zwischen Wissenschaft und Entscheidern.

Frühe Tuchfühlung mit dem IBF

Gehlen ist Leiter der Abteilung Unternehmensgeschichte an der Universität Stuttgart. Mit dem IBF hatte der 50-jährige Historiker schon früh Berührung, weil er in Bonn als studentische Hilfskraft bei Prof. Hans Pohl tätig war, seinem Vor-Vorgänger als Leiter des Wissenschaftlichen Beirats des IBF, das seinerzeit noch Institut für bankhistorische Forschung hieß. Zu den Forschungsschwerpunkten von Gehlen zählten in den vergangenen Jahren unter anderem Landesbanken und Sparkassen ebenso wie die Börsenregulierung im Kaiserreich und in der Weimarer Zeit. Außerdem beschäftigte er sich intensiv mit dem Zentralbankwesen vor dem Zweiten Weltkrieg.

„Ich werde im Wissenschaftlichen Beirat bleiben und mich sehr gerne weiter dafür engagieren, den Austausch mit dem Finanzplatz weiterzuentwickeln“, erklärt Rudolph und ermuntert alle Beteiligten zu mehr Engagement: „Was die Ressourcen angeht, um diesen Austausch auszubauen, gibt es noch einige Luft nach oben.“

Volkswirtschaft und Bankpraxis

Gehlen übernimmt das Staffelholz von Rudolph, der den Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirats 19 Jahre lang innehatte. Der 79-Jährige leitete seit 1993 viele Jahre lang das Institut für Kapitalmarktforschung und Finanzierung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Wissenschaftlich beschäftigt er sich unter anderem mit der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für Kapitalmärkte, Banken und Börsen, also auch mit Finanzmarktregulierung. Parallel dazu war er Mitglied in Aufsichtsräten und Beiräten von Banken, Fonds und Gremien des Finanzmarktes.

Für ihn sei die Zusammenschau wichtig, „also volkswirtschaftliche Theorien und Überlegungen aus der Praxis in den Banken und an den Finanzmärkten zusammenzubringen“, sagt Rudolph im Rückblick auf seine Amtszeit. Denn die Narrative, in denen über bestimmte Institutionen wie beispielsweise die Deutsche Börse oder die Finanzmarktregulierungen gesprochen werde, seien in Wissenschaft und Praxis oft sehr unterschiedlich.

Manchmal wachse aus der Praxis eine Fragestellung in die Wissenschaft hinein – und plötzlich befassten sich viele Lehrstühle damit. Das sei etwa beim Thema Nachhaltigkeit und Environment Social Governance (ESG) zu beobachten. Manchmal aber sei es auch umgekehrt, erläutert Rudolph. Da trage wissenschaftliche Forschung dazu bei, dass die Politik Regulierungsmaßnahmen beschließe, mit denen die Banken anschließend umgehen müssten. Der neu gewählte Beiratsvorsitzende Gehlen sieht seine Rolle „als Impulsgeber im Institut und als Koordinator im Wissenschaftlichen Beirat“. Es gehe darum, unterschiedliche fachliche Perspektiven zusammenzubringen, beispielsweise das geschichtswissenschaftliche Interesse mit Fragestellungen der Wirtschaftswissenschaften beziehungsweise der Finance-Forschung zu kombinieren.

Sensibilität für die Historie

„Es ist die Stärke des Instituts für Bank- und Finanzgeschichte, aktuelle Entwicklungen an Finanzmärkten und in der Kreditwirtschaft historisch einzuordnen“, betont Gehlen. Indem das Institut für Bank- und Finanzgeschichte eine Sensibilität für historische Sachverhalte herstelle, zeige es, dass sie für die heutige Bankpraxis eine Relevanz haben. Damit entstehe ein Nutzen für die bankpraktisch interessierte Öffentlichkeit. Das Institut, so unterstreicht der Universitätsprofessor, werde aber nach wie vor auch genuin historische Themen erforschen, ob über Unternehmensfinanzierung, Hypothekenbankwesen oder andere Themen.

„Ich freue mich darauf, mit Vertretern aus den Banken Formate für den Austausch zwischen IBF und Finanzplatz weiterzuentwickeln. Dabei werden wir natürlich auch über neue, moderne Vermittlungsformen nachdenken“, kündigt Gehlen an.

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