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Generationswechsel in italienischer Gourmet-Kette Eataly

bl - Für Eataly-Gründer Oscar Farinetti ist noch lange nicht Schluss. Aber mit 65 zieht er sich ein bisschen zurück aus der kulinarischen Edelkaufhauskette, "um etwas auszuspannen" und dann "neue Geschäftsmöglichkeiten zu prüfen". Man wird von ihm...

Generationswechsel in italienischer Gourmet-Kette Eataly

bl – Für Eataly-Gründer Oscar Farinetti ist noch lange nicht Schluss. Aber mit 65 zieht er sich ein bisschen zurück aus der kulinarischen Edelkaufhauskette, “um etwas auszuspannen” und dann “neue Geschäftsmöglichkeiten zu prüfen”. Man wird von ihm hören.Eataly bleibt in Familienhand – mehr sogar als in den letzten Jahren. Denn Andrea Guerra, Ex-Spitzenmanager von Luxottica, gibt nach fünf Jahren den Posten des CEO auf. Voraussichtlich bis Ende 2020 bleibt er jedoch als Präsident an der Spitze des Verwaltungsrats des Unternehmens, an dem die Familie Farinetti 60 % hält. Neuer CEO wird der 35-jährige Nicola, Sohn des Firmengründers und wegen seines Aufenthalts in den USA intern “l’americano” genannt. Während der “kleine” Bruder Andrea ebenfalls im Unternehmen arbeitet, soll Oscar Farinettis dritter Sohn Francesco dem Vater beim Aufbau der geplanten nachhaltigen Kaufhauskette für Gebrauchsgegenstände namens Green Pea zur Seite stehen. Dort soll es von Socken aus organischer Wolle bis zum Elektroauto (fast) alles geben, was umweltfreundlich hergestellt wird.Der quirlige Schnauzbartträger Oscar Farinetti sprüht vor Ideen. Der aus dem piemontesischen Alba stammende Manager führte nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium zunächst den elterlichen Elektrohandelsbetrieb Unieuro und baute ihn kräftig aus. Nach dem Verkauf an die britische Dixons Retail eröffnete er 2007 in einer ehemaligen Wermutfabrik neben der früheren Fiat-Zentrale in Turin seinen ersten Markt. Das Konzept, in einer Art Gourmet-Tempel nur hochwertige Lebensmittel einheimischer italienischer Produzenten anzubieten und dazu Gastronomieleistungen, ging auf. Inzwischen gibt es weltweit rund 40 solcher Häuser, eines davon auch in München. 2017 kam bei Bologna der weltgrößte Freizeitpark zum Thema Essen hinzu. Auf 100 000 Quadratmetern zeigen 150 Hersteller ihre Produkte. Besucher können Kochkurse oder Barolo-Seminare besuchen bzw. zusehen, wie Lebensmittel angebaut oder verarbeitet werden. Die Kunden sollten “nicht nur genießen, sondern auch lernen und verstehen, woher das Essen kommt und warum es etwas mehr kostet, sich gut und wertvoll zu ernähren”.Farinetti gibt sich zwar als bedingungsloser Verfechter nachhaltiger Produktion und von Produkten “Made in Italy” – dem “schönsten Land der Welt”. Doch ganz konsequent ist er nicht immer. Das hat ihm auch Kritik aus der Slow-Food-Bewegung eingebracht, mit der er vor vielen Jahren eine Partnerschaft eingegangen ist. Das ficht den Unternehmer aber nicht weiter an.Eataly soll weiter expandieren und plant weitere Märkte in Nordamerika und London. Auch der Börsengang, der schon 2018 oder 2019 stattfinden sollte, sei nicht vom Tisch. Das Unternehmen mit inzwischen 7 000 Mitarbeitern, das 2019 auf einen Umsatz von 620 Mill. Euro, eine Bruttobetriebsmarge von 5 % und einen Nettogewinn von 5 bis 10 Mill. Euro kam, peilt eine Notierung in New York an. “Wir sind bereit”, sagt er.