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Gerangel um künftigen Telecom-Italia-Chef

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 1.8.2017 Erst im kommenden September soll der neue Chef des einstigen italienischen Staatsmonopolisten Telecom Italia, inzwischen in TIM umbenannt, bestellt werden. Das Gerangel um den Chefposten,...

Gerangel um künftigen Telecom-Italia-Chef

Von Thesy Kness-Bastaroli,MailandErst im kommenden September soll der neue Chef des einstigen italienischen Staatsmonopolisten Telecom Italia, inzwischen in TIM umbenannt, bestellt werden. Das Gerangel um den Chefposten, den Flavio Cattaneo kürzlich mit einer Abfindung von 25 Mill. Euro geräumt hat, nimmt zu. Präsident Arnaud de Puyfontaine hat die CEO-Position ad interim inne. Ihm zur Seite steht der neu ernannte “operative Direktor” Amos Genish, einstiger Chief Convergence Officer von Vivendi.Genish gilt als Experte im umstrittenen Breitbandgeschäft und als enger Mitarbeiter von Vivendi-Präsident Vincent Bolloré. Zweifellos wird er die künftige TIM-Strategie mitbestimmen. Seine Ernennung lässt auch keinen Zweifel daran, dass sich das Unternehmen zur Filiale des französischen Vivendi-Konzerns wandelt. Die Franzosen stellen mit 24 % Kapitalanteil die Mehrheit der Board-Mitglieder. Erst kürzlich hat der Investoren-Verband Assogestioni Vivendi aufgefordert, den Minderheiten mehr Einfluss zu geben. Die Börsenaufsicht Consob ermittelt, inwieweit das von Vivendi inszenierte jüngste Management-Revirement den Regeln entspricht.Vor diesem Hintergrund scheint die Ernennung eines italienischen Managers als CEO wahrscheinlich. An erster Stelle wird der einstige TIM-Präsident Giuseppe Recchi genannt. Der aus einer Turiner Unternehmerfamilie stammende 53-jährige Ingenieur war nach seinem Studium zunächst im Familienunternehmen tätig. Er leitete dessen Auslandstätigkeiten, wurde 1994 Präsident des Bauunternehmens Recchi US und wechselte 1999 zu General Electric, wo er alsbald als Präsident und CEO von GE Südeuropa arbeitete. Im Mai 2011 wurde Recchi Präsident des italienischen Erdölmultis Eni. Drei Jahre später wechselte er als Präsident zu Telecom Italia. Als 2017 Arnaud de Puyfontaine zum Präsidenten von TIM ernannt wurde, gab sich Recchi mit der Position des Vize zufrieden. Der passionierte Motorradfahrer und Vater von drei Kindern hat enge politische Beziehungen zur Regierungspartei PD. Recchi würde eine gewisse Kontinuität der Strategie garantieren.Chancen für den Chefposten hat auch der einstige Chef der Staatsbahnen Ferrovie dello Stato (FS) und spätere CEO des Rüstungskonzerns Leonardo, Mauro Moretti. Dem 64-Jährigen Ex-Gewerkschaftsführer aus Rimini kommen nicht nur seine engen Beziehungen zum einstigen Regierungschef Matteo Renzi zugute. Er hat sich auch als Sanierer von FS und Leonardo einen Namen gemacht. Der 63-jährige Banker aus Norditalien Fabio Gallia, Chef der halbstaatlichen Auffanggesellschaft Cassa Depositi e Prestiti, ist Finanzexperte. Das könnte ihm zugutekommen, um den 25 Mrd. Euro hohen Schuldenberg der TIM abzubauen.