Technoprobe

Giuseppe Crippa: Milliardär mit 87

Auf ein einfaches Rentendasein hatte der Gründer von Technoprobe 1996 keine Lust. So machte er sich an die heimische Herstellung von Prüfkarten für die Chipherstellung. Heute ist das Unternehmen weltweit aktiv.

Giuseppe Crippa: Milliardär mit 87

Von Gerhard Bläske, Mailand

In der Liste der italienischen Milliardäre taucht 2022 erstmals der 87-jäh­rige Giuseppe Crippa auf. Der Unternehmer aus Merate bei Mailand ist durch den Börsengang seines in der Halbleiterproduktion tätigen Unternehmens Technoprobe im Februar 2022 in diesen illustren Kreis aufgestiegen. Sein Vermögen wird auf 3,7 Mrd. Dollar geschätzt. Crippa, der den Posten des CEO 2017 abgegeben hat, hält noch 75 % der Anteile an dem Unternehmen, das er 1996 gegründet hat und das an der Börse mit 855 Mill. Euro bewertet ist. Per Ende September stieg der Technoprobe-Umsatz gegenüber Vorjahr um 57,4 % auf 428 Mill. Euro.

Der Aufstieg zum Milliardär be­gann für Crippa erst im Rentenalter. Nach 35 Jahren im Unternehmen schickte sein Arbeitgeber STMicroelectronics den damals 60-jährigen Absolventen der Technischen Hochschule von Bergamo 1996 in den vorzeitigen Ruhestand. Doch Crippa hatte keine Lust, sich dem Golfspielen oder Rosenzüchten zu widmen. Angeblich in der Küche startete er die Produktion von speziellen Prüfkarten (Probe Cards) für die Chipherstellung. Das sind elektromechanische Schnittstellen, die die Funktionsfähigkeit von Chips während des Bauprozesses prüfen. Die Karten verkaufte Crippa dann für viel Geld an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Nach einer Weile stieg sein Sohn Cristiano mit in das Geschäft ein. Alle drei Kinder, Cristiano, Roberto und Monica, sind heute im Verwaltungsrat des Unternehmens. Sein Neffe Stefano Felici ist CEO.

Giuseppe Crippa ist der jüngste von drei Brüdern und sagt, dass er sich immer sehr für Technologie interessiert habe. Technoprobe ist nach dem Start in der Küche schnell gewachsen. Schon früh ging das Unternehmen nach Frankreich, Singapur und in die Vereinigten Staaten, wo die Italiener auch dank einer größeren Akquisition in Kalifornien ihr technologisches Know-how ausbauten und einen deutlichen Wachstumssprung erzielten. Das Marktforschungsinstitut VSLI Research stuft Technoprobe als Technologieführer bei den Prüfkarten ein.

Heute ist das Unternehmen auch auf den Philippinen und in Taiwan präsent, erzielte 2021 einen Gewinn von 136 Mill. Dollar und ist vor der kalifornischen Formfactor der weltweit größte Produzent von Prüfkarten dieser Art. Zu den Kunden zählen Apple und Samsung, aber auch Chiphersteller wie Nvidia, AMD, Intel oder TSMC.

CEO Felici sieht weiter hervorragende Wachstumsperspektiven, weil etwa auch Autos, Smartphones oder Staubsaugerroboter mit Computern und Grafikkarten ausgestattet sind, die vorher getestet werden müssen. Und auch Giuseppe Crippa hat noch lang nicht genug. Er ist nach wie vor regelmäßig am Firmensitz präsent. Nach eigenen Worten arbeitet er an Projekten mit, um die Produktqualität zu verbessern und Kosten zu senken. Als Schlüssel seines Erfolges betrachtet er es, die richtigen Personen gefunden zu haben. Technoprobe beschäftigt heute weltweit 2 300 Mitarbeiter und hat drei Forschungs- und Entwicklungszentren.