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Glazers prüfen Verkauf von Manchester United

Die US-Milliardärsfamilie Glazer will „alle Optionen“ für Manchester United prüfen und hat eine Investmentboutique mandatiert. Übernahmespekulationen trieben den Aktienkurs nach oben.

Glazers prüfen Verkauf von Manchester United

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Die US-Milliardärsfamilie Glazer will sich offenbar nach 17 Jahren vom englischen Fußballclub Manchester United (ManU) trennen. „Wir werden alle Optionen prüfen, um sicherzustellen, dass wir unseren Fans am besten dienen und dass Manchester United das Beste aus den signifikanten Wachstumsmöglichkeiten macht, die dem Club heute und in Zukunft offenstehen“, ließen sich die beiden Co-Chairmen Avram (62) und Joel Glazer (55) in einer Pressemitteilung der börsennotierten Gesellschaft zitieren. Das Unternehmen mandatierte die US-Investmentboutique Raine Group, die bereits den Verkauf des FC Chelsea über die Bühne brachte. Die Familienaktionäre lassen sich von Rothschild & Co. beraten.

Als möglicher Kaufinteressent gilt der Ineos-Gründer Jim Ratcliffe. Auch über eine Wiederbelebung des „Red Knights“-Konsortiums, das 2010 Interesse bekundet hatte, wird spekuliert. Ihm soll unter anderem der BRICS-Erfinder Jim O’Neill angehört haben. Wenn es um die Summe geht, die nötig wäre, um die Glazers zur Trennung von ManU zu bewegen, ist in Medienberichten von 5 Mrd. bis 9 Mrd. Pfund die Rede. Die Übernahmespekulationen ließen den Kurs der in New York notierten Ge­sellschaft nach oben schießen. Doch geht es den Glazers nicht unbedingt um einen Komplettverkauf. Gut möglich, dass sie lediglich neue Partner ins Boot holen wollen, um die für die überfällige Renovierung des Old Trafford Stadions nötigen Mittel nicht allein aufbringen zu müssen. Ihnen gehört auch der US-Football-Club Tampa Bay Buccaneers. Joel Glazer war im vergangenen Jahr an den Bestrebungen zum Aufbau einer European Super League maßgeblich beteiligt, die erhebliche Proteste der Fans der beteiligten Clubs auslösten.

„Sie interessieren sich nicht für den Club“, hatte der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo den US-Eigentümern­ kurz zuvor vorgeworfen. Seit seiner Rückkehr nach Old Trafford im September vergangenen Jahres hätten sie kein Wort mit ihm gewechselt. Für sie zähle nur das Geld aus der Vermarktung, nicht der Sport. Die Fans sollten die Wahrheit erfahren, sagte Ronaldo, der den Club umgehend verließ. Manchester United hat die Premier League seit 2013 nicht mehr gewonnen.

Schon als der mittlerweile verstorbene Malcolm Glazer den Club 2005 für 790 Mill. Pfund von J.P. McManus und John Magnier übernahm und ihm mehr als 500 Mill. Pfund Schulden aufbürdete, reagierten die Fans empört. „Love United, Hate Glazer“ entwickelte sich zu einem beliebten Slogan. Die Glazers brachten 2012 eine Minderheitsbeteiligung an die Börse, verfügen aber mit Hilfe einer dualen Aktienstruktur über die völlige Kontrolle der Gesellschaft.