Herrschaft der Glazers beendet

JR will ManU wieder an die Spitze bringen

Jim Ratcliffe hat Katar im Kampf um Manchester United ausgestochen. Er will den Club wieder an die Spitze der Liga bringen.

JR will ManU wieder an die Spitze bringen

JR will Manchester United wieder an die Tabellenspitze bringen

Von Andreas Hippin, London

Jim Ratcliffe (71) hat vergangenen Monat den Kauf von 27,7% an Manchester United abgeschlossen. Damit endete nach monatelangem Hin und Her die 19 Jahre währende Herrschaft der Glazers über das Fußballteam. „Sie interessieren sich nicht für den Club“, hatte der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo der US-Milliardärsfamilie vorgeworfen und die Mannschaft verlassen. ManU hat die Premier League seit 2013 nicht mehr gewonnen. „Love United, Hate Glazer“, lautet ein beliebter Slogan der Anhänger. Ratcliffe war 1999 mit dabei, als der Club mit dem Sieg über den FC Bayern in Barcelona die Champions League gewann.

Fan von klein auf

Er wuchs in einem Sozialwohnungsblock zwischen Manchester und Oldham auf und war von klein auf ein großer Fan des Clubs. Heute ist er dafür bekannt, zyklische und grundstoffnahe Aktivitäten, Produktionsanlagen für Commodities und Zwischenprodukte aufzukaufen, die andere loswerden wollen. In Anlehnung an die US-Fernsehserie „Dallas“ wurde der Selfmade-Milliardär auch gern JR genannt.

Al Thani zieht den Kürzeren

Im vergangenen Jahr erreichte er mit einem auf 29,7 Mrd. Pfund geschätzten Vermögen Platz 2 auf der Reichenliste der „Sunday Times“. Er lässt sich sein Engagement für ManU 1,65 Mrd. Dollar kosten, darunter 200 Mill. Dollar für die marode Infrastruktur. Das Stadion Old Trafford muss dringend runderneuert werden. Ratcliffe stach mit seinem Angebot Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani aus, ein Mitglied der Herrscherfamilie von Katar, das der Qatar Islamic Bank vorsitzt.

Ärger mit Klimaschützern

Zuletzt beschwerte sich der engagierte Brexit-Befürworter mit Steuerwohnsitz in Monaco über die „erstickende Bürokratie“ der EU, als er in Belgien unerwarteten Hürden für ein 4 Mrd. Euro schweres Investitionsvorhaben gegenüberstand. Umweltschützer nennen es eine „CO₂-Bombe“. Die von Ratcliffe zusammengekaufte Ineos dürfte auch diese Kontroverse überstehen. Sie entstand durch den von ihm geführten Management Buy-out von früheren BP-Petrochemie-Assets in Antwerpen.

Einstieg ins Autogeschäft

Vor vier Jahren entschloss er sich dazu, mit Ineos Automotive auf dem Automobilmarkt mitzumischen. Der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter stellte vergangenen Monat den Elektro-Geländewagen „Ineos Fusilier“ vor, der ab 2027 bei Magna in Österreich vom Band rollen soll, eine abgespeckte Version des „Ineos Grenadier“. Sein erster Arbeitgeber entließ ihn nach drei Tagen, mit 45 Jahren wurde Ratcliffe zum Gründer von Ineos. Die Eltern hatten ihm den Weg ein Stück weit geebnet. Sein Vater war Schreiner, die Mutter Sekretärin. Sie zogen um nach Yorkshire, wo er auf die Beverley Grammar School kam. Danach besuchte er die University of Birmingham. Später finanzierte Esso dem Chemieingenieur ein MBA-Studium an der London Business School.

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