Marta Ortega

Gründertochter von Inditex überzeugt die Kritiker

Vor einem Jahr übernahm Marta Ortega den Vorsitz von Inditex, den von ihrem Vater Amancio gegründeten Moderiesen. Die anfänglichen Zweifel beseitigte sie schnell mit rekordhohen Geschäftszahlen.

Gründertochter von Inditex überzeugt die Kritiker

Gründertochter überzeugt

Von Thilo Schäfer, Madrid

Schon lange vor dem Erfolg der HBO-Serie Succession über die Familienfehden in einem Medienkonzern hatten Anleger eine gewisse Aversion gegen dynastische Nachfolgen in Unternehmen. Auch Marta Ortega bekam reichlich Zweifel im Markt zu spüren, als im November 2021 verkündet wurde, dass die Tochter des Firmengründers und Hauptaktionärs von Inditex im folgenden April den Vorsitz des weltweit führenden Modekonzerns übernehmen werde. Der Aktienkurs des Börsenschwergewichts sackte damals ab.

Die Tochter von Amancio Ortega trat in sehr große Fußstapfen. Pablo Isla hatte seit 2011, als er den Vorsitz von Ortega übernommen hatte, den Textilfabrikanten aus Galicien zum Weltmarktführer gemacht. Die äußeren Bedingungen für die heute 39-Jährige Marta Ortega waren damals nicht förderlich. Die Folgen der Corona-Pandemie wirkten in vielen Märkten nach, vor allem in Asien blieben die Geschäfte geschlossen. Der russische Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 zwang Inditex dann zur Schließung seiner rund 500 Filialen in Russland, einem der wichtigsten Märkte des Betreibers der bekannten Zara-Kette.

Doch ein Jahr später hat Marta Ortega die Skeptiker überzeugt. Trotz der Widrigkeiten in der Welt fuhr Inditex im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis mit einem Gewinn von mehr als 4 Mrd. Euro ein. Der Marktwert des Primus an der spanischen Börse übersteigt seit einigen Tagen wieder die 100 Mrd. Euro, wie zu Zeiten von Isla.

Im Fokus steht das Produkt

Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger musste Ortega Kompetenzen an den neuen CEO Óscar García Maceiras abtreten. „Die Zahlen machen mir in der Regel nicht so viel Spaß“, gestand Ortega in einem ihrer seltenen Interviews mit der Financial Times im März. Sie widme ihre Energie vor allem dem Produkt. Branchenkenner bescheinigen, dass unter der zweiten Tochter des Firmengründers das Design der Modeartikel und die Präsentation besser gepflegt werden. In den 15 Jahren vor ihrer Ernennung zur Vorsitzenden hatte Ortega vor allem an den Kollektionen von Zara und im Marketing gearbeitet. Sie pflegt und genießt den Umgang mit führenden Modedesignern der Welt.

Die einzige Tochter aus zweiter Ehe des Hauptaktionärs, der fast 60% der Anteile besitzt, besuchte ein Schweizer Internat und studierte an der London Business School, bevor sie in einem Zara-Laden auf der Londoner King’s Road für Inditex zu arbeiten begann. Den Umgang mit Medien und Analysten überlässt die zweifache Mutter lieber CEO García Maceiras.

Anders als ihr Vater, von dem es lange Zeit kaum Fotos gab, scheut sie jedoch nicht die Öffentlichkeit. Ortega ist regelmäßig in den Medien zu sehen, sei es wegen ihres Looks im Magazin Vogue oder wegen High-Society-Anlässen in der bunten Presse Spaniens. Es seien eben andere Zeiten als in den Anfangsjahren von Vater Amancio, erklärte sie in der FT. „Ich denke mal, ich stecke mehr in der Welt der Mode als er. Es ist eine andere Generation und eine andere Ära“.

Außer Inditex verbindet Vater und Tochter die Liebe zum Reitsport. Für Juli haben sie ein Springreitturnier der Global Champions Tour, der Formel Eins des Springreitens, in den familieneigenen Club Casas Novas in der Heimat Galicien geholt.

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