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Gute Chancen auf den Spitzenplatz im Dax

Von Joachim Herr, München Börsen-Zeitung, 5.12.2019 Joe Kaeser könnte in diesem Jahr der Spitzenverdiener im Dax werden. Die Chancen stehen gut, denn der Vorstandsvorsitzende von Siemens erhält für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 14,25...

Gute Chancen auf den Spitzenplatz im Dax

Von Joachim Herr, MünchenJoe Kaeser könnte in diesem Jahr der Spitzenverdiener im Dax werden. Die Chancen stehen gut, denn der Vorstandsvorsitzende von Siemens erhält für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 14,25 Mill. Euro, wie in dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht des Münchner Konzerns zu lesen ist. Für das Vorjahr bekam Kaeser knapp 9,6 Mill. Euro, die als Zufluss ausgewiesen werden.Auch fünf der sieben anderen Siemens-Vorstände erhalten deutlich höhere Vergütungen. Roland Busch, seit Oktober der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, kann sich über einen Zufluss von 7,3 (i. V. 5,15) Mill. Euro freuen. An zweiter Stelle hinter Kaeser steht Lisa Davis, die die Kraftwerksparte leitet und Siemens nach der nächsten Hauptversammlung am 5. Februar verlassen wird, mit 8,58 (3,24) Mill. Euro. Grund für den starken Anstieg ist die erheblich gestiegene mehrjährige Vergütung in Aktien (Stock Awards). Im Fall Kaesers ergeben sich 7,23 Mill. Euro nach 2,18 Mill. Euro. Das ist eine Folge der von fünf auf vier Jahre verkürzten Laufzeit von der Tranche 2015 an. So wurden nun die Boni für 2014 und 2015 ausgezahlt. Für Kaeser sind das 4,65 und 2,58 Mill. Euro. Der Aufsichtsrat von Siemens legt, wie zu hören ist, Wert auf die Feststellung, dass es sich um eine doppelte Auszahlung der langfristigen Vergütung und damit um einen technischen Effekt handle. Ohne diese Doppelung wäre die Vergütung nicht deutlich höher als im Jahr zuvor. 2014 hatten die Vorstände diesen Bonus nicht erhalten, als die Laufzeit von drei auf fünf Jahre erhöht worden war.Die anderen wesentlichen Komponenten der Summe für Kaeser sind eine Grundvergütung von 2,21 Mill. Euro, eine einjährige variable Vergütung von 2,5 Mill. Euro, einen jetzt für 2014 ausgezahlten Bonus von 931 000 Euro und ein Versorgungsaufwand von 1,27 Mill. Euro.Drei Vorstände von Siemens, die 2014 noch nicht berufen worden waren, profitieren nicht von der doppelten Vergütung mit Aktien: Janina Kugel, Cedrik Neike und Michael Sen. Sen, der designierte Vorstandsvorsitzende der künftigen Siemens Energy, erhielt insgesamt 3,01 (3,4) Mill. Euro. Grund für den Rückgang sind vor allem die auf 170 000 (510 000) Euro gesunkenen Nebenleistungen. Beiersdorf im Vorjahr vorn 2018 hatte von den Vorstandsvorsitzenden im Dax Stefan Heidenreich mit großem Abstand den ersten Platz in der Gehälterrangliste erreicht. Der Ende 2018 ausgeschiedene Konzernchef von Beiersdorf hatte gut 23 Mill. Euro erhalten, davon 21 Mill. Euro aus einem langfristigen Bonusprogramm. Es folgten Allianz-Chef Oliver Bäte mit 10,33 Mill. Euro und der vor kurzem zurückgetretene Vorstandssprecher von SAP, Bill McDermott, mit 9,8 Mill. Euro. 2017 war McDermott mit knapp 22 Mill. Euro unangefochten Spitzenreiter im Dax gewesen.Im neuen Geschäftsbericht stellt Siemens ein überarbeitetes Vergütungssystem vor, das der Aufsichtsrat im September verabschiedet hat und das seit Oktober gilt, dem Beginn des aktuellen Geschäftsjahres. Im Februar soll es der Hauptversammlung zur Billigung vorgelegt werden. Das neue System berücksichtige stärker die individuelle Leistung und Verantwortung der Vorstände und schaffe Anreize für “eine nachhaltige profitable Gesamtentwicklung des Siemens-Konzerns”. Mit Blick auf die langfristigen Ziele wurde der Anteil der Stock Awards an der Zielvergütung erhöht.Als Gründe für die neue Version werden im Geschäftsbericht Änderungen im Deutschen Corporate Governance Kodex sowie der Aktionärsrechte genannt. Zudem passt das neue System aus Sicht des Konzerns besser zum Konzept Vision 2020+, das “den einzelnen Geschäften deutlich mehr unternehmerische Freiheit” gebe. Den Aspekt Nachhaltigkeit misst Siemens für die Vorstandsvergütung an CO2-Emissionen (Umwelt), Lernstunden je Mitarbeiter (Soziales) und am Net Promoter Score als Maß für die Kundenzufriedenheit (Governance).Siemens sieht sich damit in der Rolle eines Vorreiters. “Unsere neue Vorstandsvergütung basiert auf den Interessen aller Stakeholder und macht die langfristige Verantwortung von Siemens nicht nur gegenüber Aktionären, sondern auch den Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft deutlich”, sagt Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe.