Sägenpionier

Hans Peter Stihl 90

Für den schwäbischen Sägenpionier Hans Peter Stihl ist die eigene Firma Hobby. Bis heute ist der bald 90-Jährige persönlich haftender Gesellschafter und lässt auch deshalb die Zügel nicht gänzlich aus der Hand.

Hans Peter Stihl 90

dpa-afx

Er machte aus einem schwäbischen Maschinenbauer einen Motorsägen-Hersteller mit Weltrang. Auch im hohen Alter ist Hans Peter Stihl häufig im Betrieb in Waiblingen vor den Toren Stuttgarts anzutreffen. In der nüchtern gestalteten Kantine hat der Firmenpatriach, der die Unternehmensleitung längst abgegeben hat, einen Stammplatz. Am Ostermontag feiert der einst mächtige Chef des Wirtschaftsverbands DIHT seinen 90. Geburtstag.

Bodenständig, präzise, bisweilen streng und stets aufs Geschäft be­dacht: Stihl verkörpert für viele den erfolgreichen Familienunternehmer schlechthin. „Mein hauptsächliches Hobby ist natürlich die Firma“, be­kannte der studierte Ingenieur einmal. Als Stihl vor mehr als 60 Jahren in das väterliche Unternehmen einstieg, ging es dort bescheiden zu. Er zog in das Büro seiner Schwester Eva, weil es keinen anderen Platz gab. Diese aus der Not geborene Bürogemeinschaft hielt dann über Jahrzehnte. Das Tagesgeschäft übergab die Familie schon vor zwanzig Jahren an Manager. Beirat und Aufsichtsrat werden jedoch von Stihls Sohn Nikolas geführt.

Das Kernprodukt der Firma, die Motorsäge, stinkt und knattert – und ist laut. „Die Säge muss zum Baum – und nicht umgekehrt“, lautete ein Leitsatz von Stihls Vater Andreas, der den Maschinenbauer vor fast einem Jahrhundert gründete.

Hans Peter Stihl internationalisierte das Unternehmen, machte es zum Weltmarktführer mit Werken in Europa, Asien und Südamerika. Im vorvergangenen Jahr setzte die Gruppe rund 4,6 Mrd. Euro um und beschäftigte rund 18200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Zahlen für das vergangene Jahr gibt es noch nicht. Zum Gewinn schweigt man sich ohnehin aus. Da ist man ganz schwäbischer Mittelständler.

„Motorsägen sind ja kein Allerweltsprodukt“, sagte Stihl einmal. Im Vergleich zur Automobil- und Chemiebranche gebe es Mengen, die für Großkonzerne kaum interessant seien. „Aber für kleinere Firmen, die keine Angst davor haben, sich weltweit aufzustellen, geben sie trotzdem interessante Stückzahlen her“, lautete sein Fazit.

In den 80er Jahren wagte der Unternehmer den Sprung auf die wirtschaftspolitische Bühne, war von 1980 bis 1988 Verhandlungsführer der Arbeitgeber im regionalen Verband der Metallindustrie. Zwischen 1988 und 2001 stand er dann dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) vor – dem heutigen Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). In der turbulenten Zeit der deutschen Wiedervereinigung trat Stihl als Marktwirtschaftler klassischer Prägung auf, forderte Subventionsabbau und den Stopp der Staatsverschuldung.

In Waiblingen stehen die Zeichen nicht auf Veränderung. Der Hersteller soll weiter in Familienhand bleiben. „Die Firma Stihl hat heute in unserer Branche das Alleinstellungsmerkmal, dass sie seit ihrer Gründung vor 96 Jahren voll im Eigentum unserer Familie geblieben ist“, sagt Hans Peter Stihl. Er ist bis heute persönlich haftender Gesellschafter und lässt auch deshalb die Zügel nicht gänzlich aus der Hand.

Eine private Feier im Kreis der Familie, ein Abendessen mit Führungskräften der Firma und Weggefährten – einen großen Bahnhof wird es anlässlich des runden Geburtstags des vielfach ausgezeichneten Unternehmers nicht geben. Noch vor zehn Jahren wurde anlässlich seines 80. Geburtstags zu einer offiziellen Veranstaltung geladen. Diese habe, wie Stihl einmal trocken bemerkte, die „gebotene Kürze“ gehabt.

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