Arbeitsmarkt

Hedgefonds locken Talente mit gewaltigen Gehaltspaketen

Eine elitäre Gruppe von Hedgefonds verspricht potenziellen Mitarbeitern derzeit wohl Gehaltspakete, die mit denen von Sportstars vergleichbar sind. Darüber wollen sie ihre Marktposition behaupten.

Hedgefonds locken Talente mit gewaltigen Gehaltspaketen

Von Alex Wehnert, New York

Während eine Entlassungswelle durch den Technologiesektor und die US-Bankenbranche rollt, wirbt eine elitäre Gruppe von Hedgefonds mit gewaltigen Zahltagen um Talente. Die von den Milliardären Kenneth C. Griffin und Steve Cohen geführten Investmentfirmen Citadel und Point72 lockten derzeit mit garantierten Gehältern im Volumen eines Vielfachen von 10 Mill. Dollar über mehrere Jahre, wie die „New York Times“ berichtet. Auch Konkurrenten wie Millennium Management und Balyasny Asset Management bieten laut Brancheninsidern derzeit Pakete, die mit den Verträgen von Sportstars vergleichbar seien.

Unübliche Höhe

Üblicherweise speist sich der Verdienst von Hedgefonds-Managern und -Tradern zu bedeutenden Teilen aus prozentualen Beteiligungen an den Gewinnen, die sie für ihre Investoren erwirtschaften. Garantierte Zahlungen von über 10 Mill. Dollar gelten als eher branchenunüblich.

Doch bereits im vergangenen Jahr stimmte der in London ansässige Citadel-Bondhändler Stefan Ericsson einem Wechsel zu Millennium zu – angeblich für ein Gesamtpaket von 50 Mill. Dollar. Für solche Summen nehmen Trader auch einen längeren „Garden Leave“ in Kauf. Über diese Freistellungen vor dem Arbeitgeberwechsel suchen Hedgefonds sicherzustellen, dass ihre Händler keine exklusiven Informationen an einen Wettbewerber weitertragen können.

Indem sie sich über hohe Garantiezahlungen die Dienste von Talenten sichert, will die Investment-Elite ihre Chancen auf eine Fortsetzung der starken Performance aus dem vergangenen Jahr erhöhen. Die 20 führenden Hedgefonds haben laut der Investmentfirma LCH 2022 nach Gebühren 22,4 Mrd. Dollar für ihre Kunden eingespielt. Dies bedeutete zwar die geringsten Handelsgewinne seit 2016, aber eine massive Outperformance gegenüber der Gesamtbranche, die Verluste von 208 Mrd. Dollar hinnehmen musste. Wer eine starke Entwicklung aus dem Vorjahr vorweisen kann, verschafft sich indes eine bessere Ausgangsposition im Rennen um neue Kundengelder.

Die Cohen-Firma Point72 gehört zu den Positiv-Performern 2022 – ihr Handelsgewinn von 2,4 Mrd. Dollar verblasst aber gegenüber der Wertschöpfung von 16 Mrd. Dollar, die das Griffin-Vehikel Citadel erzielte. Damit distanzierte es nicht nur die über lange Jahre von Börsenlegende Ray Dalio gelenkte Bridgewater Associates, die nach Gebühren 6,2 Mrd. Dollar erwirtschaftete. Laut LCH übertraf Citadel sogar die Erträge, die Hedgefonds-Manager John Paulson 2007 mit seinen als „Greatest Trade Ever“ bekannt gewordenen Wetten gegen Subprime-Hypotheken generierte.

Makro-Vehikel stechen hervor

Für Griffin zahlte sich dabei aus, dass er und seine Manager mehrere parallele Strategien mit Fokus auf Aktien, Fixed Income und Rohstoffe verfolgten, die sich gleichzeitig rentierten. Denn während der Equity Hedge Index des Analysedienstes HFR, der die Performance auf Aktien konzentrierter Hedgefonds nachbildet, im Gesamtjahr 2022 um 12,7% nachgab, legten breiter aufgestellte Vehikel kräftig zu. Insbesondere Makro-Hedgefonds, die volkswirtschaftliche Entwicklungen und ihre Effekte auf die Zinsentwicklung sowie Devisen- und Rohstoffmärkte zu antizipieren suchen, erzielten kräftige Handelsgewinne.