Kochboxenversender

Hellofresh verliert Finanzchef

Der Berliner Kochboxenversender Hellofresh befindet sich wegen rückläufiger Nachfrage auf Sparkurs und muss sich nun auch noch einen neuen Finanzchef suchen. CFO Christian Gärtner will das Unternehmen nach zehn Jahren verlassen.

Hellofresh verliert Finanzchef

Hellofresh verliert Finanzchef

kro Frankfurt

Der Berliner Kochboxenversender Hellofresh muss sich einen neuen Finanzchef suchen. Christian Gärtner, der bereits seit 2015 in der Position des CFO bei dem Berliner MDax-Unternehmen tätig ist, will sein Amt spätestens im vierten Quartal dieses Jahres niederlegen und Hellofresh verlassen, wie die Firma am Dienstag mitteilte. Der langjährige Banker und Startup-Manager wolle sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen, hieß es weiter.

Hellofresh wurde 2011 mithilfe der Startup-Schmiede Rocket Internet gegründet und ging sechs Jahre später an die Börse. Im Zuge der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen schoss die Aktie im Jahr 2021 auf über 96 Euro in die Höhe, brach dann aber wieder ein und bewegt sich mit gut 10 Euro nun wieder auf dem Niveau des Ausgabepreises.

Kochboxen weniger gefragt

Die Nachfrage stagnierte zuletzt und für das laufende Jahr rechnet man bei Hellofresh sogar mit rückläufigen Umsätzen. Dabei ist es vor allem das nordamerikanische Kochboxen-Geschäft, das derzeit schwächelt. Das bisher starke Wachstum des relativ neuen Geschäfts mit Fertigessen flaut ebenfalls ab.

Die Berliner wollen deswegen beim Marketing, in der Produktion, beim Personal und in der Beschaffung den Gürtel enger schnallen und hoffen dadurch, ab 2026 jährlich insgesamt 300 Mill. Euro einzusparen. Der Umsatz soll zugleich durch Produktverbesserungen und eine Erweiterung des Angebots, etwa mit Vitaminen, Nahrungsergänzungsmitteln oder Tiernahrung angekurbelt werden.

Dass die Sparbemühungen Wirkung zeigen, ließ sich bereits im ersten Quartal erkennen. In dem Zeitraum erwirtschaftete Hellofresh mit gut 94 Mill. Euro mehr freien Cashflow als im gesamten vorherigen Jahr. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zog in dem traditionell ertragsschwachen Quartal zudem von 16,8 Mill. auf 58,1 Mill. Euro an. Kehrseite des Sparkurses war allerdings ein um 8% gesunkener Umsatz.

Analysten uneins

Wie es in den kommenden zwölf Monaten bei Hellofresh weitergeht, darüber sind Analysten derzeit noch geteilter Meinung. Bei Bloomberg raten aktuell elf Beobachter zum Halten der Aktie, acht zum Kauf und ein Analyst zum Verkauf.

Gärtner, der vor Hellofresh bei der Bank of America Merrill Lynch, bei Goldman Sachs und der Deutschen Bank tätig war, ist freilich zuversichtlich: Er denke, „dass Hellofresh bestens aufgestellt ist, in den kommenden Jahren starke Ergebnisse und weiteres Free-Cashflow-Wachstum für ihre Aktionäre zu generieren“, ließ er sich zur Ankündigung seines Abschieds zitieren. Wer auf den CFO folgt, steht zwar noch nicht fest. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin sei aber initiiert und weit fortgeschritten, hieß es vom Unternehmen. Das Ergebnis werde zu gegebener Zeit bekanntgegeben.

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