Von Sebastian Schmid, FrankfurtGut acht Jahre ist es her, dass Henning Kagermann den Stab an der SAP-Spitze an seinen glücklosen Nachfolger Léo Apotheker übergeben hat. Im Gegensatz zu anderen Ex-Konzernchefs hat der habilitierte Physiker die folgenden oft schwierigen Phasen des Walldorfer Softwarekonzerns nicht als Chance gesehen, vermeintlich kluge Ratschläge von der Seitenlinie abzugeben. Mittlerweile dürfte er – gerade auch als Aktionär – durchaus zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens sein, für das er über ein Vierteljahrhundert gearbeitet hat.Die diesbezügliche Zurückhaltung bedeutet indes nicht, dass Kagermann nach seinem Rückzug von der Konzernspitze nichts mehr beizutragen hatte. In vielen Themen, die als wesentliche Zukunftsthemen gelten, ist der am 12. Juli 1947 in Braunschweig geborene Manager weiterhin tonangebend. So zählt Kagermann zu den wichtigsten Vordenkern der Digitalisierung von Industrie 4.0 und ist über den Vorsitz im Lenkungsausschuss der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) ein Wegweiser in Sachen E-Autos und autonomes Fahren. “Wir brauchen eine neue digitale Infrastruktur”, forderte Kagermann als Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) bereits 2014 auf der Hannover Messe.Mit vier Aufsichtsratsmandaten in Dax-Unternehmen ist der ehemalige SAP-Chef im deutschen Leitindex gefragt wie kaum ein Zweiter. Derzeit sitzt er in den Boards von Deutscher Post DHL, Deutscher Bank und Münchener Rück. Bis vor zwei Monaten gehörte Kagermann auch dem BMW-Aufsichtsrat an. Ein Sitz, den er wegen des Erreichens der Altersgrenze mit der Hauptversammlung im Mai an Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger abgegeben hat. Bei der Deutschen Bank wird er mit Ablauf seiner Vertragslaufzeit 2018 aufhören. 2015 hatte er nach fünf Jahren seinen Aufsichtsratssitz bei der Haniel-Gruppe frei gemacht. Damit hat der dreifache Vater künftig vielleicht etwas mehr Zeit für Wanderungen in den Schweizer Bergen – eine Leidenschaft, der er schon mit Beginn seines Ruhestands mehr frönen wollte. Wie erfolgreich er dabei bislang war, ist nicht bekannt. Kagermann ist mit Aussagen über sein Privatleben ebenso zurückhaltend wie mit Kommentaren über die Leistungen seiner SAP-Nachfolger.Der Teamspieler begann seine SAP-Karriere 1982 und arbeitete sich binnen einem Jahrzehnt über diverse Positionen in der Entwicklungsabteilung in den Konzernvorstand vor. Ab 1998 war er für fünf Jahre Co-Chef neben Mitgründer Hasso Plattner, eher er 2003 das Zepter übernahm. Von April 2008 bis Mai 2009 hatte er mit Léo Apotheker selbst einen Co-Chef, der danach für ihn übernahm, die großen Schuhe aber nie ganz ausfüllen konnte.