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Hieronimus lenkt künftig L'Oréal

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 15.10.2020 In der Schönheitsindustrie zu arbeiten sei der schönste Beruf der Welt, weil er darin bestehe, Produkte zu schaffen, die dazu bestimmt seien, die Menschen schöner zu machen, sagte er einmal. Nun...

Hieronimus lenkt künftig L'Oréal

Von Gesche Wüpper, Paris In der Schönheitsindustrie zu arbeiten sei der schönste Beruf der Welt, weil er darin bestehe, Produkte zu schaffen, die dazu bestimmt seien, die Menschen schöner zu machen, sagte er einmal. Nun hat es Nicolas Hieronimus an die Spitze seiner Branche geschafft. Der hochgewachsene Manager, der trotz seiner 56 Jahre noch immer etwas Jungenhaftes an sich hat, wurde vom Verwaltungsrat von L’Oréal als neuer Generaldirektor designiert. Er soll spätestens ab nächsten Juli die operativen Geschäfte der weltweiten Nummer 1 der Kosmetikindustrie leiten und damit Jean-Paul Agon ablösen.Der 64-jährige Agon wird aber weiterhin dem Verwaltungsrat vorstehen. Nach demselben Schema ist der Kosmetikriese bereits verfahren, als Agon 2006 Lindsay Owen-Jones zunächst als Generaldirektor ablöste und 2011 dann auch an der Spitze des Kontrollorgans. L’Oréal gilt von der Führungsstruktur her als einer der beständigsten Konzerne des CAC 40, denn der 1907 gegründete Kosmetikriese wurde bisher von gerade mal fünf Chefs gelenkt: Firmengründer Eugène Schueller, François Dalle, Charles Zviak, Owen-Jones und Agon, der im Juli die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht. Seit 1987 an BordHieronimus hat seine gesamte Karriere bei L’Oréal verbracht, nachdem er 1987 als Produktchef bei Garnier begann und die grünen Fructis-Shampooflaschen auf den Markt brachte. Nach Führungspositionen bei L’Oréal Paris und in Mexiko übernahm er erst die Leitung der Sparte professionelle Haarpflege, dann die für Luxuskosmetik. Spätestens als der Absolvent der Wirtschaftshochschule Essec 2017 zur Nummer 2 aufstieg, zeichnete sich ab, dass er Agons Nachfolger werden dürfte. Die Belegschaft des Kosmetikriesen wäre erstaunt, wenn er es nicht werden sollte, hieß es damals.Es gelinge ihm, den Zeitgeist zu erkennen, sagt ein Studienfreund über ihn. Für einen Konzern, der wie L’Oréal Trends frühzeitig erkennen muss, ist dies eine wichtige Voraussetzung. Hieronimus lässt sich auch deshalb stets eine Auswahl von lokalen Kosmetikprodukten zusammenstellen, wenn er andere Länder besucht. Der begeisterte Fahrradfahrer ging vor der Pandemie aber auch gerne mal zusammen mit seinen erwachsenen Söhnen auf Musikfestivals. Das sei eine gute Art, zusammen mit ihnen etwas zu unternehmen, und gleichzeitig zu sehen, was momentan so passiere, sagte er einmal. Der Sohn einer Ingenieurin und eines Drehbuchautors muss nun die Zeit nach der Coronavirus-Krise, die auch bei L’Oréal ihre Spuren hinterlassen hat, vorbereiten.