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Himmelfahrtskommando bei Alitalia

Von Gerhard Bläske, Mailand Börsen-Zeitung, 10.12.2019 Giuseppe Leogrande hat ein Himmelfahrtskommando übernommen. Er soll die schwer angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia in ein Bündnis mit einem privaten Partner führen. Das ist seinen drei...

Himmelfahrtskommando bei Alitalia

Von Gerhard Bläske, MailandGiuseppe Leogrande hat ein Himmelfahrtskommando übernommen. Er soll die schwer angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia in ein Bündnis mit einem privaten Partner führen. Das ist seinen drei Vorgängern Enrico Laghi, Stefano Paleari und Daniele Discepolo, die die Airline seit Mai 2017 bzw. Dezember 2018 (Discepolo) als Kommissare führten, trotz achtmaliger Verschiebung der Frist für eine Lösung nicht gelungen.Nun hat Industrieminister Stefano Patuanelli den Insolvenzrechtsexperten Leogrande mit dieser schwierigen Mission beauftragt. Er wird eine Art Superkommissar sein und hat (vorerst) bis Ende Mai 2020 Zeit. Seine Vorgänger hatten zuletzt vergeblich versucht, eine Allianz aus der Staatseisenbahn FS, dem italienischen Staat, der Airline Delta und dem privaten Infrastrukturkonzern Atlantia zu schmieden. Der börsennotierte Konzern war in letzter Minute abgesprungen. Fabio Cerchiai, Verwaltungsratspräsident der zu 30 % von der Familie Benetton kontrollierten Gesellschaft, zeigte sich jedoch jüngst offen für eine Beteiligung an einer Lösung. Es ist kein Geheimnis, dass Atlantia lieber die Lufthansa als Partner an Bord holen würde als Delta Airlines.Leogrande gilt als Spezialist für schwierige Situationen. Der Rechtsanwalt aus Bologna war Chef der Rechtsabteilung der Beratungsgruppe Fochi, Berater beim Milchkonzern Parmalat und war in vielen Unternehmen tätig, die Insolvenz angemeldet hatten. Über Erfahrung in der Luftfahrtbranche verfügt er durch seine Arbeit bei der Fluggesellschaft Blue Panorama, die 2014 unter Gläubigerschutz gestellt wurde. Als Kommissar und später als Präsident (bis Dezember 2017) der Gesellschaft trug Leogrande wesentlich zum Fortbestand des Unternehmens bei.Die Aufgabe bei Alitalia gilt als Herkulesaufgabe. Obwohl diverse Regierungen seit 40 Jahren mehr als 9 Mrd. Euro in die Gesellschaft gesteckt haben, kommt sie nicht aus den roten Zahlen. Leograndes Vorgänger bei Alitalia haben gerade eine Verlängerung der Kurzarbeit für 1 200 Mitarbeiter beantragt. Und Rom hat der Airline einen neuen Überbrückungskredit über 400 Mill. Euro gewährt, damit sie überhaupt bis Ende Mai durchhalten kann. Denn der 2017 gewährte Kredit über 900 Mill. Euro ist bereits größtenteils aufgebraucht. Die EU-Kommission hat noch nicht einmal über die Zulässigkeit dieses Darlehens entschieden, das einige Konkurrenten als unzulässige Staatshilfe betrachten, weshalb sie dagegen klagen.Es wird erwartet, dass Leogrande ein Generaldirektor zur Seite gestellt wird. Die neuen Manager sollen der Gesellschaft auf die Beine helfen, sie umstrukturieren und einen Teil der 12 000 Mitarbeiter abbauen. Wie viele das sein werden, muss sich zeigen. Die Lufthansa ist zu einer kommerziellen Partnerschaft erst nach einer Umstrukturierung bereit.