Trübe Konsumlaune in Europa

H&M-Chef Ervér auf der Suche nach neuen Wachstumsmärkten

Die Modebranche kämpft mit der Konsumflaute und Zöllen. H&M-Chef Daniel Ervér setzt dabei auf hohe Flexibilität in der Lieferkette – und die Preisgestaltung.

H&M-Chef Ervér auf der Suche nach neuen Wachstumsmärkten

H&M-Chef Ervér sucht
neue Wachstumsmärkte

lis Frankfurt

Die Modebranche ringt mit der mauen Konsumlaune, Inflation und aktuell mit den von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzöllen. Das bekam zuletzt sogar die erfolgsverwöhnte Nummer eins Inditex mit ihren Marken Zara, Pull & Bear, Massimo Dutti und Bershka zu spüren. Zwar konnten die Spanier noch wachsen, aber die Wachstumsraten bleiben derzeit unter denen der Boom-Jahre. Die Konkurrenz allerdings, den zweitgrößten börsennotierten Modehändler Hennes & Mauritz (H&M), trifft es ungleich härter. Schon seit Jahren haben die Spanier die Schweden abgehängt, was die Umsatz- und Ergebnisentwicklung angeht. Zwar habt sich H&M im dritten Quartal etwas berappelt, allerdings wurden damit nicht die Einbußen aus der ersten Jahreshälfte 2025 wettgemacht.

H&M-Chef Daniel Ervér verbreitet dennoch vorsichtig Zuversicht. Durch hohe Flexibilität in der Lieferkette und die Preisgestaltung ergäben sich Möglichkeiten, das Geschäft an die veränderten Bedingungen anzupassen, ist er überzeugt. „Mit einem klaren Plan, einer starken Finanzlage, guter Kostenkontrolle und engagierten Mitarbeitern sehen wir gute Chancen für langfristiges, nachhaltiges und profitables Wachstum.“ Einige Analysten hat er trotz sinkender Umsätze überzeugt. „Wir glauben, dass H&M verschiedene Schritte unternommen hat, um sein Angebot für die Kunden zu verbessern, was mit der Zeit zu einer stärkeren Umsatzentwicklung führen sollte“, hieß es beispielsweise im Sommer in einem Kommentar von RBC.

Nachfolger von Helena Helmersson

Ervér führt den Modekonzern seit Anfang 2024, konnte da aber trotz seines vergleichsweise jugendlichen Alters von 42 Jahren damals schon auf eine lange Karriere bei H&M zurückblicken. Er folgte auf Helena Helmersson, die vier Jahre an der Spitze des Unternehmens gestanden hatte. Ervér war im Laufe seiner 18 bisherigen Jahre bei H&M unter anderem für das Merchandising der Modekette in Deutschland verantwortlich. Zuletzt war er in der H&M-Gruppe, zu der auch Marken wie COS, Weekday und & Other Stories gehören, für die Kernmarke H&M zuständig. Im ersten Jahr seiner Amtszeit hatte er die Margenziele verfehlt.

Auch wenn H&M weltweit die Anzahl seiner Filialen reduziert, strebt das Unternehmen Wachstum in neuen Märkten mit einer zunehmenden Mittelschicht an. Der Konzern hat beispielsweise kürzlich seine erste Filiale in Brasilien eröffnet. Weitere sollen in ganz Südamerika folgen. „Wir
haben einen wichtigen Schritt in einen großen Modemarkt gewagt“, sagte Ervér zur Eröffnung der Filiale in Sao Paolo. „Wir sehen sowohl in Brasilien als auch in anderen Teilen Lateinamerikas gutes Wachstumspotenzial.“ Auch Indien hat der H&M-Chef für eine Expansion im Auge. Grund für den verstärkten Blick über den Tellerrand ist unter anderem die schwächere Konsumlaune in Europa.