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H&M-Chefin Helmersson geht von Bord

Helena Helmersson ist überraschend als Chefin der schwedischen Modekette H und M zurückgetreten. Hinter ihr liegen herausfordernde Jahre und die Arbeit habe ihr „zeitweise viel abverlangt“, räumte die Managerin ein. Nachfolger wird ein weiteres Urgestein des Konzerns.

H&M-Chefin Helmersson geht von Bord

H&M-Chefin Helmersson
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kro Frankfurt

Bei der schwedischen Modekette H&M ist es zu einem überraschenden Chefwechsel gekommen. Die seit vier Jahren amtierende CEO Helena Helmersson habe sich entschieden, zurückzutreten und das Unternehmen zu verlassen, teilte der Konzern mit. Der Verwaltungsrat habe den bisherigen Leiter der Kernmarke H&M, Daniel Ervér, zum Nachfolger ernannt. Der 42-Jährige übernehme die Rolle mit sofortiger Wirkung, während er zugleich für das operative Geschäft von H&M verantwortlich bleibe.

Die Staffelübergabe findet damit zwischen zwei H&M-Urgesteinen statt. Ervér ist bereits seit 18 Jahren für den Konzern tätig – 2006 fing er nach einem Praktikum als Controller an. Seitdem war er unter anderem in Deutschland und den USA für die Merchandising-Aktivitäten zuständig und hatte auch schon die Position des Country-Managers in Schweden und des Einkaufsmanagers inne.

Kapitänin in schwierigem Fahrwasser

Helmersson war ihrerseits insgesamt 26 Jahre lang bei H&M. 2020 übernahm sie als erste Frau die Rolle der CEO – die sich sicher nicht als Spaziergang bezeichnen lässt. Mit Beginn ihrer Amtszeit brach in Europa die Corona-Pandemie aus, die den stationären Einzelhandel in eine historische Krise stürzte und auf welche die Ökonomin mit einem noch stärkeren Fokus auf den Online-Handel reagierte. Es folgten ein globales Lieferkettenchaos, geopolitische Verwerfungen wie der Angriff Russlands auf die Ukraine, der Aufmarsch neuer Ultra-Billigmode-Anbieter wie Shein oder Temu und nicht zuletzt die Inflation, die massiv auf die Shoppinglaune der Verbraucher drückte.

Helmersson gelang es dennoch, mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2020, das Wachstum von H&M kontinuierlich anzukurbeln und schlussendlich im vergangenen Turnus mit 236 Mrd. skr (21 Mrd. Euro) das Vor-Pandemie-Niveau zu erreichen. Ausgehend vom Geschäftsjahr 2021 strebt die Kette bis 2030 eine Verdoppelung ihrer Umsätze auf dann etwa 400 Mrd. skr an.

Der Verwaltungsrat dankte der Managerin „für ihre wertvollen Beiträge in einer sehr intensiven Zeit“, wie der Chef des Gremiums und frühere CEO Karl-Johan Persson sagte. Helmersson, die als Konzernchefin auf den Enkel des Firmengründers Erling Persson gefolgt war, räumte zum Abschied ein, dass ihr die Arbeit „zeitweise persönlich viel abverlangt“ habe. Die Entscheidung zum Rücktritt sei ihr aber nicht leicht gefallen. „Ich glaube nach wie vor fest an das Unternehmen. Wir haben starke Marken, eine einzigartige Unternehmenskultur und ehrgeizige Ambitionen im Bereich Nachhaltigkeit.“ Sie wolle nun eine ordentliche Übergabe sicherstellen und über ihre nächsten Schritte nachdenken.

Erwartungen zuletzt verfehlt

Der Aktienkurs von H&M gab an der Börse in Stockholm am Mittwoch zeitweise um 10% nach. Das Unternehmen hat mit der Bekanntgabe des Chefwechsels seinen Bericht zum vierten Quartal veröffentlicht. Die Ergebnisse verfehlten die Analystenerwartungen, genauso wie die geplante Dividende, die mit 6,50 skr je Aktie stagnieren soll. Der Start ins neue Geschäftsjahr sei darüber hinaus schwach ausgefallen, wie UBS-Analyst Sreedhar Mahamkali in einem Kommentar schrieb. Richard Chamberlain von der kanadischen Bank RBC schloss sich der Einschätzung an.


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Von Karolin Rothbart, Frankfurt