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Hudson tritt als Sanofi-Chef an

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 3.9.2019 In einer Zeit, in der Technologie eine immer größere Rolle spiele, sei es umso wichtiger, in zwischenmenschliche Interaktionen zu investieren, sagte er, als ihm von seiner Universität die...

Hudson tritt als Sanofi-Chef an

Von Gesche Wüpper, ParisIn einer Zeit, in der Technologie eine immer größere Rolle spiele, sei es umso wichtiger, in zwischenmenschliche Interaktionen zu investieren, sagte er, als ihm von seiner Universität die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. An diese Empfehlung hat sich Paul Hudson auch gehalten, als er bei Sanofi nun das Ruder von Olivier Brandicourt übernommen hat. So wandte sich der neue Chef des französischen Pharmakonzerns in einer Mail direkt an Journalisten. “Liebe Medienvertreter”, schrieb der 1967 geborene Brite. “Heute ist mein erster Tag bei Sanofi.” Die nächsten Monate wolle er vor allem darauf verwenden, die Teams kennenzulernen, die rund um den Globus für das Unternehmen arbeiten. Aber er hoffe, sich bald auch der Presse vorstellen zu können.Für Hudson ist der neue Posten bei Sanofi in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn nach dem Wirtschaftsstudium an der Manchester Metropolitan University begann er seine Karriere zunächst in den Marketingabteilungen von Glaxo-SmithKline und Sanofi-Synthélabo, bevor er bei Schering-Plough Führungspositionen übernahm. Anschließend arbeitete er für den schwedisch-britischen Pharmakonzern AstraZeneca auf verschiedenen Posten, unter anderem in Japan und den USA. Vor seinem Wechsel zu Sanofi war Hudson bei Novartis in der Schweiz, wo er zuletzt die Pharmasparte leitete. Dort hat sich der Manager, der mit seiner Familie in das 16. Arrondissement von Paris gezogen ist, einen hervorragenden Ruf bei der Markteinführung neuer Medikamente erworben.Er wolle nicht übertreiben, da er nur ein paar Jahre bei Synthélabo verbracht habe, aber es sei angenehm, die Unternehmenskultur des Unternehmens wiederzufinden, das er vor 30 Jahren gekannt habe, sagte er “Le Monde”. Er wolle in Frankreich genau wie bei seinen anderen Auslandsposten versuchen, die Landessprache oder den jeweiligen Akzent zu lernen. “In einem Jahr möchte ich während eines Interviews auf Französisch antworten können.”Hudson wird zusammen mit Axa-Chef Thomas Buberl einer der wenigen ausländischen Manager sein, der an der Spitze eines französischen Großkonzerns steht. Bei Sanofi ist er jedoch nicht der erste Chef mit einem ausländischen Pass, da der Pharmariese 2008 bis 2012 von dem Deutsch-Kanadier Chris Viehbacher geleitet wurde. Er habe keine Angst vor fremden Kulturen, erklärt Hudson. “Ich verfolge einen einfachen Ansatz: Tauchen Sie ein, wo immer Sie hingehen.” Da erstaunt es nicht, dass der neue Sanofi-Chef damit liebäugelt, auch mal mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, wenn es geht. Dass es eine direkte Busverbindung von seiner Wohnung im Pariser Westen zum Firmensitz im zentralen 8. Arrondissement gibt, hat er bereits herausgefunden. Zahlreiche HerausforderungenBei Sanofi erwarten Hudson zahlreiche Herausforderungen. So muss er den von seinen Vorgängern eingeleiteten Umbau weiter vorantreiben, damit der Konzern wendiger wird und im Wettbewerb mit Konkurrenten wie Roche, Pfizer und eben Novartis wieder besser mitmischen kann. Er muss Strukturen und Strategie vereinfachen, um Sanofi zurück auf einen dauerhaften Wachstumskurs zu führen. Er muss nicht zuletzt dafür sorgen, die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte voranzutreiben, vor allem im lukrativen, aber stark umkämpften Markt für Medikamente gegen Krebs. Auch im Diabetes-Geschäft, wo Sanofi zuletzt gerade in den USA unter verstärkter Konkurrenz und großem Preisdruck litt, sind die Erwartungen hoch.Der neue Sanofi-Chef habe einen guten Riecher für Produkte, sagen ehemalige Kollegen. “Wir sollten das Portfolio kritisch durchgehen”, meint er selbst. Die grünen Triebe für die Rückkehr zum Wachstum seien da. Es sei seine Aufgabe, sie aufzugreifen und schnell voranzutreiben. Dabei wird er sich auf Forschungschef John Reed stützen, den Sanofi 2018 von Roche holte. Bei dem Umbau des Konzerns wiederum kann sich Hudson von Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon beraten lassen, der vor einem Jahr von der Opel-Mutter PSA zu dem Pharmakonzern kam. Er werde nun auch versuchen, sich Spiele von PSG anzuschauen, sagt der neue Sanofi-Chef. Aber sein Lieblingsclub bleibe Manchester, wo er ein Jahresabonnement für das Stadion besitzt. Dafür dürfte Hudson nun nicht mehr viel Zeit bleiben.