Notenbanken

Huw Pill wird Chefvolkswirt der Bank of England

Ein ehemaliger Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs wird das Amt von Andrew Haldane bei der Bank of England übernehmen. Doch weiß niemand so recht, für welche Art der Geldpolitik Huw Pill steht.

Huw Pill wird Chefvolkswirt der Bank of England

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Die Bank of England hat sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Chefvolkswirt Andrew Haldane am Motto „keine Experimente“ orientiert. Wie die Notenbank mitteilte, wird Huw Pill das Amt am 6. September übernehmen. Der ehemalige Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs unterrichtet derzeit an der Harvard Business School. Vor seiner Tätigkeit für die US-Investmentbank arbeitete der Oxford-Absolvent, der an der Stanford University einen Doktortitel erwarb, lange Jahre für die Europäische Zentralbank. Doch die erste Station seiner Karriere war 1990 die Bank of England. „Was ist aus dem Thema Diversität geworden?“, fragte der ehemalige Geldpolitiker David Blanchflower nach Bekanntwerden der Personalie auf Twitter. Pill ähnele sehr dem Ex-Goldman Ben Broadbent, der als stellvertretender Gouverneur der Zentralbank für das Thema Geldpolitik verantwortlich zeichnet. Die Bank of England verfehlt regelmäßig ihre Ziele für die Inklusion von Frauen und Minderheiten in der Führungsspitze. Die Ernennung von Andrew Bailey zum Nachfolger von Mark Carney 2019 sorgte nicht eben für frischen Wind in der Threadneedle Street. Die in Alexandria geborene Ägypterin Nemat „Minouche“ Shafik, die zeitweise als Favoritin für den Job gehandelt wurde, hätte vielleicht ernsthafte Veränderungen angestoßen. Aber sie dürfte sich auch an der Spitze der London School of Economics (LSE) wohlfühlen.

Man darf gespannt sein, ob sich Pill wie schon sein Vorgänger dafür aussprechen wird, in der Geldpolitik die Zügel anzuziehen. Am 23. September nimmt er erstmals an einer Sitzung des geldpolitischen Komitees teil. Haldane war zuletzt optimistisch, was die britische Volkswirtschaft angeht. Er wollte das Anleihenkaufprogramm der Notenbank vorzeitig beenden. Durch seine öffentlichen Auftritte profilierte er sich als Meinungsführer, der nicht nur zu Fachleuten sprach, sondern für ein breites Publikum, wie die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins schreibt. Pill habe keine ganz so weitreichenden wissenschaftlichen Interessen wie Haldane und scheine sich auf das Brot-und-Butter-Geschäft der Makroökonomie zu konzentrieren. Allerdings lege ein Papier von ihm aus dem Jahr 2019 nahe, dass er sich mit der durch Anleihekäufe immer weiter aufgeblähten Bilanz der Notenbank unwohl fühlen könnte. Dann wäre der Falke Michael Saunders bei der Bank of England nicht mehr ganz so allein.