Evergrande

Immobilienfürst Hui gibt Anlegern neue Rätsel auf

Beim angeschlagenen Immobilienkonzern China Evergrande wissen Aktionäre und Bondgläubiger schon seit Monaten nicht mehr, wo der Hase hinläuft. Vor allem wissen sie nicht, ob sie dem hochdynamischen, aber umtriebigen Konzerngründer und Chairman Hui...

Immobilienfürst Hui gibt Anlegern neue Rätsel auf

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Beim angeschlagenen Immobilienkonzern China Evergrande wissen Aktionäre und Bondgläubiger schon seit Monaten nicht mehr, wo der Hase hinläuft. Vor allem wissen sie nicht, ob sie dem hochdynamischen, aber umtriebigen Konzerngründer und Chairman Hui Ka Yan weiter über den Weg trauen können. Hui hat Evergrande binnen weniger Jahre mit atemberaubendem Expansionstempo zu Chinas führendem Wohnungsbauer herangezüchtet, aber auch in eine nicht minder atemberaubende Verschuldungskrise geführt. Entsprechend dramatisch nimmt sich die Achterbahnfahrt der in Hongkong notierenden Evergrande-Aktie aus – wobei es in letzter Zeit besonders steil bergab geht.

Seit Monaten dreht sich alles darum, ob es Hui mit immer neuen Refinanzierungskniffen und Beteiligungsverkäufen gelingen kann, die Zahlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Im Hintergrund lauert die Pekinger Regierung, die den Verrenkungen mit wachsendem Unbehagen zusieht und befürchtet, dass ein Zusammenbruch des Evergrande-Imperiums Chinas Immobilienmärkte destabilisieren könnte. Am Dienstag wartete der Evergrande-Dominator Hui dann mit einer neuerlichen Überraschung auf: Er wird sich mit sofortiger Wirkung von der Chairman-Rolle bei der Einheit Hengda Real Estate Development Co. verabschieden.

Hengda verantwortet das Wohnimmobiliengeschäft auf dem chinesischen Festland und ist damit Kerneinheit wie auch Kronjuwel der Evergrande Group. Hengda sollte nach dem Willen von Hui separat an die Börse Shenzhen gebracht werden und mit dem Initial Public Offering (IPO) neue Kapitalquellen auf dem Festland erschließen. Jedoch musste das bereits im Jahr 2017 angedachte Unterfangen nach zahlreichen Unstimmigkeiten mit Chinas Wertpapieraufsicht in diesem Jahr wieder aufgegeben werden.

Wachsendes Misstrauen

Hui hatte 2017 den damaligen Hengda-Chairman Zhao Changlong abgelöst, um Kraft seiner Persönlichkeit die Ernsthaftigkeit der IPO-Pläne von Hengda zu unterstreichen. Da der Börsengang nun nicht stattfinden wird, hat sich Hui entschlossen, die Chairman-Rolle wieder an Zhao zurückzuübertragen. Das Manöver mag irgendwie einleuchten und wird von Evergrande als völlig normaler Vorgang bezeichnet, aber die Anleger sehen das anders. Schließlich liegt die IPO-Absage schon mehr als ein halbes Jahr zurück, so dass die „normale“ Staffelstabrückgabe viel früher hätte erfolgen können. Dass Hui ausgerechnet in der heißesten Krisenphase die direkte Managementverantwortung für das Kerngeschäft abgibt, weckt in jedem Fall Misstrauen und hat die Evergrande-Aktie erneut in den Keller geschickt.