Alibaba-Gründer

Jack Ma zieht sich weiter aus China zurück

Der Alibaba-Gründer Jack Ma kehrt seinem Heimatland den Rücken und bewegt sich mehr und mehr hinter den Kulissen.

Jack Ma zieht sich weiter aus China zurück

Von Martin Fritz, Tokio

Jack Ma ist als Präsident einer chinesischen Lobbygruppe von Unternehmern zurückgetreten. Damit setzt der 58-jährige Gründer der Alibaba Group seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit fort, seitdem er vor zwei Jahren von der Regierung in Peking heftig unter Druck gesetzt wurde. In China gibt es wohl keinen Platz mehr für ihn.

Damals hatte Ma die Finanzvorschriften von China als „veraltet“ kritisiert. Darauf luden ihn die Behörden zum Verhör ein. In einer Kolumne der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hieß es: „Worte können nicht leichtfertig gesprochen werden, noch können Menschen nach ihrem freien Willen handeln.“ Dazu veröffentlichte Xinhua ein Gemälde des japanischen Künstlers Kaii Higashiyama, das eine weiße Wolke in Pferdegestalt am blauen Himmel zeigt.

Jack Ma wurde als Ma Yun geboren, was übersetzt „Pferdewolke“ bedeutet. Das zur Alibaba-Gruppe gehörende Finanzunternehmen Ant musste den geplanten Doppel-Börsengang in Schanghai und Hongkong auf unbestimmte Zeit verschieben. Nach diesen Ereignissen verzichtete der Milliardär auf öffentliche Äußerungen.

Ma hatte 2015 mitgeholfen, die „General Association of Zhejiang Entrepreneurs“ zu gründen, die dann zum prominentesten Unternehmerverband aufstieg. Seine Heimatprovinz Zhejiang gilt als Keimzelle des chinesischen Kapitalismus. Mit seinen spritzigen Reden auf den Jahresabschlussfeiern des Verbandes sorgte Ma mehrmals für Aufsehen. Aber anlässlich des diesjährigen Treffens teilte der Verband mit, Ma habe eine neue Rolle als „Berater“ erhalten. Der Alibaba-Gründer war selbst nicht anwesend. Den Vorsitz übernahm Nan Cunhui, Chef der Energiegruppe Chint. Die Hauptrede hielt ein hochrangiger KP-Funktionär, der die Unternehmer aufrief, der Parteilinie zu folgen.

Laut unbestätigten Presseberichten leben Ma und seine Familie seit einem halben Jahr in Tokio. Japanische Zeitungen veröffentlichten kürzlich ein aus der Entfernung geschossenes Foto, das ihn mit Mütze bei einem Golfabschlag zeigt. Bei seinem Aufenthalt in Tokio hält sich Ma bedeckt und verkehrt nur in ge­schlossenen Klubs.

Der Milliardär urlaubt in Thermalbad-Hotels und Wintersportorten und fährt regelmäßig in die USA und nach Israel. Seine Sicherheitsleute und seinen Koch hat der Chinese nach Japan mitgebracht. Vermutlich hält er sich dort mit Duldung der japanischen Regierung auf. Ma ist mit dem Softbank-Gründer und reichsten Japaner Masayoshi Son befreundet, der Alibaba mit dicken Kapitalspritzen angeschoben hatte. Ma saß von 2007 bis 2020 im Verwaltungsrat von Softbank.

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