Jane Fraser baut ihre Macht bei Citigroup aus
Jane Fraser baut ihre Macht bei Citigroup aus
Jane Fraser baut ihre Macht bei Citigroup aus
xaw New York
CEO Jane Fraser untermauert ihre Führungsposition bei der Citigroup. Die gebürtige Schottin, seit 2021 als einzige Frau an der Vorstandsspitze eines großen Wall-Street-Hauses, übernimmt zusätzlich auch den Verwaltungsratsvorsitz. Die Chairman-Rolle lag zuvor seit 2019 beim ehemaligen hochrangigen US-Regulierungsbeamten John Dugan, der nun zum leitenden unabhängigen Direktor wird. Citigroup führt damit zwei Rollen zusammen, die sie eigentlich seit fast zwei Jahrzehnten getrennt gehalten hatte. Während der Trend im Rest der US-Wirtschaft dazu geht, die operative Leitung und die strategische Kontrolle nicht mehr in eine Hand zu legen, prägen an der Wall Street dominante CEOs mit Chairman-Titel das Bild.
Debatte läuft heiß
Doch die Debatte um die Doppelfunktionen bei Großbanken läuft seit dem Frühjahr 2024 wieder heiß. Damals verlangten Shareholder-Aktivisten bei Goldman Sachs und Bank of America neue Richtlinien, gemäß denen der Vorstandschef im Sinne einer besseren internen Kontrolle nicht gleichzeitig den Verwaltungsrat führen darf. Auf der Hauptversammlung der New Yorker Investmentbank im vergangenen Jahr stimmten dem Vorschlag 33% der Aktionäre zu, nachdem ein ähnlicher Antrag aus dem Vorjahr nur auf 16% gekommen war. Bei der Universalbank aus North Carolina waren es 31%, nachdem sich 2023 erst 26% hinter den Vorstoß gestellt hatten. Bei Blackrock, J.P. Morgan und auch Citigroup kamen solche Anträge in den vergangenen Jahren ebenfalls wiederholt auf die Agenda.

picture alliance / Pacific Press | Lev Radin
Wells Fargo kündigte im Juli an, CEO Charlie Scharf gleichzeitig zum Verwaltungsratsvorsitzenden machen zu wollen – aktuell hat Ex-Private-Equity-Manager Steven D. Black den Posten inne. Der wegen seines aggressiven Personalabbaus als „Chainsaw Charlie“ („Kettensägen-Charlie“) bekannte Manager hat die Bank seit seinem Amtsantritt 2019 auf Versöhnungskurs mit Regulatoren geführt. Deshalb bedachte ihn die Bank jüngst auch mit einem gestaffelten Bonus von 30 Mill. Dollar, durch den sie Scharf über sechs weitere Jahre binden will.
Große Reorganisation
Die Non-Profit-Organisation The Accountability Board, die eine Beteiligung an Wells Fargo hält, forderte die Bank dazu auf, den Verwaltungsratsvorsitz wieder mit einem unabhängigen Direktor zu besetzen und damit von der operativen Leitung zu trennen. „Ein unabhängiger Chairman fördert größere Verantwortlichkeit und erlaubt es dem Verwaltungsrat, sich auf kritische Fragen der Governance und Risikokontrolle zu konzentrieren, während der CEO sich auf das Tagesgeschäft fokussiert“, heißt es in einem Vorstoß der Non-Profit-Organisation.
Citigroup steckt ähnlich wie Wells Fargo in einer groß angelegten Reorganisation. Ihre neue Doppelrolle soll es Fraser wohl erleichtern, strategische Entscheidungen zu treffen. Bisher sei die Bank bei zwei Dritteln ihrer Transformationsziele „im Soll oder so gut wie im Soll“, heißt es in Einreichungen des Verwaltungsrats beim Regulator. Unter Fraser hat die Bank ihren Rückzug aus dem internationalen Consumer Banking vorangetrieben und mit dem Verkauf eines 25-prozentigen Anteils an der mexikanischen Banamex dabei zuletzt einen wichtigen Schritt gemacht. Zudem lagert Citigroup die Verwaltung milliardenschwerer Kundenvermögen an Blackrock aus, was die Rentabilität im Assetmanagement stärken soll.
Gewaltiger Personalabbau
Die tiefgreifenden Umstellungen, in deren Zuge das Geldhaus seine Doppelstruktur aus zwei parallel existierenden Banken für Privat- und institutionelle Kunden aufgelöst hat, ziehen einen gewaltigen Personalabbau nach sich. Im vergangenen Jahr kündigte Citigroup die Streichung von 20.000 Stellen, also rund 10% der Belegschaft, an.
Seither hat das Geldhaus seine Zielmarke für die Rendite auf das materielle Eigenkapital zwar gekürzt – 2026 peilt sie für das wichtige Profitabilitätsmaß 10 bis 11% statt zuvor 11 bis 12% an. Allerdings glauben Investoren offenbar an den Umbau: Die Aktie hat auf Jahressicht um nahezu 55% zugelegt. Ertragsseitig schnitt Citigroup zuletzt stärker ab als erwartet.
Der Verwaltungsrat beobachtet „die Schöpfung eines bedeutenden Shareholder Value“ unter Fraser mit Wohlwollen. Die „strategischen Prioritäten“ der Vorstandschefin seien „vernünftig“ und sie führe ihre Pläne „prompt und durchdacht“ aus. Das ist den Direktoren nun auch einen dicken Einmalbonus von 25 Mill. Dollar für die Vorstands- und neue Verwaltungsratschefin wert.