Jeroen Eijsink löst Angela Titzrath an der HHLA-Spitze ab
Jeroen Eijsink führt künftig Hamburger Hafenkonzern
ste Hamburg
Gut einen Monat nach der Ankündigung, dass Angela Titzrath ihren Posten als Vorstandschefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) spätestens Ende Dezember nach dann neun Jahren an der Unternehmensspitze aufgeben werde, hat der Logistikkonzern einen Nachfolger gefunden. Wie die HHLA am Mittwochabend mitteilte, bestellte der Aufsichtsrat Jeroen Eijsink per 1. Oktober 2025 zum Vorstandsvorsitzenden. Titzrath verlasse das Unternehmen zum 30. September.
Die Bestellung des gebürtigen Niederländers Eijsink als HHLA-Vorstandschef gilt zunächst für drei Jahre. Der Vertrag seiner Vorgängerin war wenige Wochen nach Bekanntwerden der umstrittenen Pläne für den Einstieg des weltgrößten Reedereikonzerns MSC als Minderheitsgesellschafter bei dem Hamburger Hafenunternehmen im September 2023 noch um fünf Jahre bis zum Herbst 2029 verlängert worden.
Gestörtes Vertrauensverhältnis
Titzrath, die erst am Vorabend der Ankündigung von den Plänen des Mehrheitseigentümers Hamburg erfahren hatte, machte kein Geheimnis daraus, dass sie sich bei den Planungen der HHLA-Zukunft übergangen sieht. Das Verhältnis der 59-Jährigen zum Hamburger Senat galt spätestens seitdem als beschädigt. Die Bekanntgabe ihres Rückzugs am 23. Juni folgte nach Ankündigung eines Gegenantrags für die Verwendung des Bilanzgewinns 2024, mit dem die beiden Großaktionäre die HHLA-Führung kurz vor der Hauptversammlung desavouierten.
Die Kontroverse um den Dividendenvorschlag deute auf ein gestörtes Vertrauensverhältnis hin, so Jan Ninnemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Logistikmanagement an der Hamburg School of Business Administration (HSBA). Der Abschied von Titzrath erscheine folgerichtig. Offenbar habe es keine tragfähige Basis mehr für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Vorstandsvorsitzenden und den Haupteigentümern der HHLA, insbesondere der Stadt Hamburg, gegeben.
Auch Aufsichtsratschef geht
HHLA-Aufsichtsratschef Rüdiger Grube, der seinen Rückzug zwischenzeitlich ebenfalls für die zweite Jahreshälfte ankündigte, erklärte in der Hauptversammlung am 3. Juli nach Kritik von Aktionärsschützern an der Vertragsverlängerung für Titzrath bis 2029, dass die Möglichkeit einer vorzeitigen Beendigung des Vertragsverhältnisses vereinbart worden sei. In der HHLA-Mitteilung zum Ausscheiden von Titzrath hieß es, der Wechsel an der Unternehmensspitze markiere „den Abschluss einer strategischen Phase“, in der die Vorstandsvorsitzende „maßgeblich zur erfolgreichen Ausrichtung des Unternehmens beigetragen“ habe.
Das Ausscheiden von Titzrath sei, so Jan Tiedemann, Analyst beim Branchendienst Alphaliner, zurückzuführen auf die „Notwendigkeit, die HHLA neu auszurichten und dort jemanden ans Ruder zu stellen, der sich im technisch-operativen Tagesgeschäft eines Terminalbetreibers wohler fühlt und der vielleicht auch die Häfen der Welt besser kennt“. Titzraths designierter Nachfolger Eijsink kommt, wie die HHLA nun mitteilte, auf mehr als 25 Jahre internationale Erfahrung in der Logistik- und Transportbranche.
Erfahren in Logistikbranche
Der 52-Jährige, der Betriebswirtschaftslehre an der Erasmus-Universität Rotterdam studierte, begann seine berufliche Laufbahn in der damaligen Dienstleistungssparte bei Siemens, ehe er ab 2003 verschiedene Managementfunktionen bei Deutsche Post DHL übernahm, unter anderem als CEO DHL Freight Germany sowie CEO DHL Freight Benelux & UK. 2015 wechselte Eijsink zum Speditionsdienstleister C.H. Robinson. Im August 2023 wurde er Chef des litauischen Straßentransportunternehmens Girteka.
Mit Jeroen Eijsink gewinne die HHLA eine international erfahrene Führungspersönlichkeit mit einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen und Chancen globaler Logistik, erklärte HHLA-Aufsichtsratschef Grube. Seine ausgewiesene Erfolgsbilanz in der Führung und Transformation komplexer Organisationen sowie sein klarer Blick für Effizienz und Innovation würden die HHLA in einer entscheidenden Phase der Weiterentwicklung stärken. „Wir sind überzeugt, dass Jeroen Eijsink die richtigen Impulse setzen wird, um die HHLA weiterhin erfolgreich, zukunftsfest und wettbewerbsstark aufzustellen.“