Cropenergies

Joachim Lutz 65

Joachim Lutz und der Bioethanolhersteller Cropenergies – das war eine Verbindung, die so stark war, dass sie sich bis heute in den Köpfen der Branchenbeobachter festgesetzt hat, obgleich Lutz schon vor über einem Jahr in den Ruhestand ging.

Joachim Lutz 65

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– Joachim Lutz und der Bioethanolhersteller Cropenergies – das war eine Verbindung, die so stark war, dass sie sich bis heute in den Köpfen der Branchenbeobachter festgesetzt hat, obgleich Lutz schon vor über einem Jahr, mit Ablauf der Hauptversammlung am 14. Juli 2020, in den Ruhestand ging und für Stephan Meeder Platz auf dem Stuhl des Vorstandsvorsitzenden machte.

14 Jahre, von 2006 bis 2015 als CFO und die letzten fünf Jahre als Sprecher, gehörte Lutz dem Vorstand der Südzucker-Tochter (69%) an, für die er bis zuletzt unternehmerischen Mut bewies. Denn als im ersten Halbjahr 2020 die Corona-Pandemie alle anderen Themen zurückdrängte und Desinfektion so wichtig wie noch nie wurde, stellte Lutz einen Großteil der Produktion von Ethanol, das Benzin beigemischt wird (in Deutschland „E10“), auf Desinfektionsmittel um. Zeitweilig entfiel ein Drittel der gesamten Erzeugung im größten Cropenergies-Werk Zeitz auf sogenannten technischen Alkohol, der für Desinfektionsmittel verwendet wird.

Lutz war stets ein vehementer Verfechter der Beimischung von Ethanol zu Benzin, gerade auch aus Umwelt- und Klimaschutzgründen. Da zur Herstellung von Ethanol Getreide, z.B. Weizen, eingesetzt wird, gibt es aber seit Jahren die „Tank-gegen-Teller“-Debatte, in der sich Lutz mit Verve und starken Argumenten gegen Kritiker zur Wehr zu setzen wusste. Dass sich E10 in Deutschland nicht so habe durchsetzen können, wie es nach Ansicht von Lutz möglich und sinnvoll wäre, lastet er aber vor allem der Auto- und Mineralölindustrie an. Die Autobauer hätten, um die Emissionsziele zu erreichen, seit den 1990er Jahren vor allem auf den Diesel gesetzt, sagte Lutz gegen Ende seiner Amtszeit dieser Zeitung. Sein Tonfall verriet: Die Schadenfreude konnte er sich nicht ganz verkneifen. Und die Mineralölkonzerne hätten wenig Anreize gehabt, ihrem Raffinerieprodukt Alkohol fremder Hersteller beizumischen.

Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank schloss Lutz sein BWL-Studium an der Universität Mannheim mit Schwerpunkt Banken, Finanzen und Wirtschaftsprüfung ab. Anschließend war er von 1984 bis Ende 1990 für die Deutsche Bank im Bereich Corporate Finance tätig. Im Januar 1991 wechselte er als Leiter Finanzierungen zu Südzucker nach Mannheim. 1995 übernahm er die Leitung der Zentralabteilung Finanzen und Investor Relations und damit die Konzernfunktion Finanzen und Kapitalmarktgeschäfte der Gruppe.

Nach seinem Ausscheiden bei Crop­energies war Lutz nicht lange beschäftigungslos. Am 1. Oktober 2020 übernahm er das Amt des Dekans der betriebs­wirtschaft­lichen Fakultät der Universität Mannheim. Am Sonntag wird Lutz 65 Jahre alt.

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