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John Fallon macht den Weg frei

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 19.12.2019 John Fallon (57) wird sein Amt als Chef von Pearson im kommenden Jahr niederlegen. Wie der Medienkonzern mitteilt, wird er das Unternehmen aber erst verlassen, wenn ein Nachfolger gefunden ist....

John Fallon macht den Weg frei

Von Andreas Hippin, LondonJohn Fallon (57) wird sein Amt als Chef von Pearson im kommenden Jahr niederlegen. Wie der Medienkonzern mitteilt, wird er das Unternehmen aber erst verlassen, wenn ein Nachfolger gefunden ist. “Das könnte der Start eines Wiederaufbau- und Transformationsprozesses sein”, urteilte Harry Read, Analyst bei Liberum Capital. Die jüngste Gewinnwarnung habe sich auf “den Glauben an die Fähigkeit des Managements, Trends zu erkennen oder die Geschäftsentwicklung vorherzusagen” negativ ausgewirkt. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der verbliebenen 25 % an Penguin Random House an den Partner Bertelsmann soll ein 350 Mill. Pfund schweren Aktienrückkauf finanziert werden, teilte das Unternehmen separat mit. Die leidgeprüften Anteilseigner werden es dem Board danken.”John hat in einigen sehr schwierigen Märkten unermüdlich daran gearbeitet, Pearson durch eine Zeit wesentlicher Veränderungen zu führen, und den Wandel vom Medienkonglomerat zu einem einzigen fokussierten Bildungsunternehmen angeführt”, sagte Chairman Sidney Taurel. Pearson sei ein “effizienteres” Unternehmen mit einem stärkeren digitalen Fokus geworden.Schwierig waren sie wohl, die Märkte: Seit der Absolvent der Hull University Anfang 2013 das Zepter von Marjorie Scardino übernahm, folgte eine Hiobsbotschaft der anderen. Alles in allem waren es bislang sechs Gewinnwarnungen. Allerdings war von Anfang an klar, dass es nicht leicht werden würde.Zu den ersten Amtshandlungen Fallons als CEO gehörten die Schließung von Pearson in Practice und ein 200 Mill. Pfund schweres Restrukturierungsprogramm. Die Abwärtsentwicklung des Geschäfts konnte dies allerdings nicht aufhalten. Obwohl er zunächst immer wieder betont hatte, die “Financial Times” stehe nicht zum Verkauf, veräußerte er dann Teile der Financial Times Group an Nikkei und stieß auch die 50 % von Pearson an The Economist Group ab. Fallon stutzte das Medienunternehmen schließlich zum Schulbuchverlag zurecht. Restrukturierung folgte auf Restrukturierung.Die Ironie der Geschichte ist, dass Pearson im vermeintlich zukunftsträchtigen Geschäft mit der Bildung von den Problemen eingeholt wird, denen Fallon mit dem Abschied vom Zeitungsgeschäft entgehen wollte. Das lachsfarbene Finanzblatt verfolgt dagegen ein erfolgreiches digitales Geschäftsmodell – zur Freude seiner neuen Eigentümer. Digitale Lernkurve Vor allem in den USA waren viele Studenten einfach nicht mehr bereit, die geforderten 150 bis 200 Dollar für Schulbücher zu bezahlen. Digitale Lernkonzepte? Großartige Idee, doch vieles davon war bereits im weltweiten Datennetz zu finden – nicht immer legal, aber kostenlos.Wenn der rotbackige Vater zweier Töchter vor einem steht, wirkt Fallon wie jemand aus dem Pub nebenan, nicht wie der Chef eines Weltkonzerns. Er spricht auch nicht so, denn Fallon wuchs im nordenglischen Manchester auf. Die ersten zehn Jahre seiner Karriere verbrachte er nach allem, was über ihn bekannt ist, in der Politik. Er hatte verschiedene Positionen in Westminster und in der Lokalverwaltung inne. Dabei arbeitete er unter anderem als PR-Berater für den Labour-Abgeordneten John Prescott. Danach wurde er Kommunikationschef bei Powergen (später Eon UK). Zu Pearson kam er 1997 als Director of Communications. Sechs Jahre später übernahm er die Führung der Bildungssparte in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika). Ab 2008 verantwortete er bis auf Nordamerika das gesamte Geschäft der Sparte.