Früherer EU-Kommissionschef

José Manuel Barroso wird 65

Seine Neigung, auf konkrete Sachfragen in ausschmückender und geradezu feuilletonistischer Rede zu antworten, hat José Manuel Barroso unter Journalisten den Vorwurf eingetragen, zu schwadronieren. In der Tat entbehrte es nicht einer gewissen...

José Manuel Barroso wird 65

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Seine Neigung, auf konkrete Sachfragen in ausschmückender und geradezu feuilletonistischer Rede zu antworten, hat José Manuel Barroso unter Journalisten den Vorwurf eingetragen, zu schwadronieren. In der Tat entbehrte es nicht einer gewissen Ironie, wenn der frühere EU-Kommissionschef manche verschwurbelte Antwort ausgerechnet mit seinem Lieblingssatz einleitete: „Lassen Sie mich ganz klar und ehrlich sein.“

Der Spott über Barrosos langatmige Redeweise soll allerdings nicht verdecken, dass der Portugiese in schwierigen Zeiten recht geschickt darin war, europäische Kompromisse zu schmieden, und mit dazu beigetragen hat, dass die Europäische Union und die Eurozone Zerreißproben in Zeiten von drohenden Staatspleiten überstanden haben.

Durch sein Studium der Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften in Lissabon, Florenz, New York und Genf beherrscht Barroso eine ganze Reihe von Sprachen – ein Talent, das durchaus eine Rolle spielte, als Franzosen, Deutsche und Briten auf die Suche nach einem kompromissfähigen Kandidaten für das Amt des EU-Kommissionschefs gingen, das der einstige portugiesische Premier dann von 2004 bis 2014 – also in der Hochzeit der Finanzkrise – innehatte. Seine Entscheidung, 2016 unmittelbar nach Ablauf der „Abkühlperiode“ die Seite zu wechseln und bei Goldman Sachs als Berater anzuheuern, brachte ihm selbst bei alten Brüsseler Weggefährten viel Kritik ein. José Manuel Barroso wird am heutigen Dienstag 65 Jahre alt.